Die Obduktion des 16 Jahre alten Mädchens, das nach dem Weihnachtsball verschwunden war, ist abgeschlossen. Die Todesursache ist geklärt.

Jork. Der rätselhafte Fall des toten 16 Jahre alten Mädchens, das nach einem Weihnachtsball im Fährhaus Kirschenland im Jorker Ortsteil Neuenschleuse spurlos verschwunden war, ist gelöst. Laut dem Ergebnis der am späten Montagabend durchgeführten Obduktion in der Hamburger Rechtsmedizin steht nun fest, dass die 16-Jährige einem tragischen Unglück zum Opfer gefallen ist. Die Jugendliche hatte in der Nacht zu Sonntag den Weihnachtsball offenbar stark angetrunken verlassen und war auf das Grundstück in der Nähe des Fährhauses gegangen. Dort rutschte sie dann plötzlich in den Graben und konnte aus eigener Kraft in der Dunkelheit nicht wieder heraus klettern. Das Mädchen erfror schließlich in der eisigen Kälte - in der Nacht herrschten Temperaturen um die 10 Grad Minus. Die Polizei schließt ein Verbrechen aus.

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Für ein 16-jähriges Mädchen aus Jork endete der traditionelle Ball am 1. Weihnachtstag im Fährhaus "Kirschenland" im Jorker Ortsteil Neuenschleuse tödlich. Sie wurde gestern Vormittag während einer Suchaktion tot in einem Graben auf einem Nachbargrundstück etwa 300 Meter vom Fährhaus entfernt gefunden. Die Polizei geht zurzeit von einem tragischen Unfall aus. "Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen liegen bisher keine Hinweise auf Fremdverschulden vor", sagte Polizeisprecher Rainer Bohmbach gestern.

Schon am Sonntag wurde das Mädchen von ihren Eltern als vermisst gemeldet. Nach Abendblatt-Informationen sollte sie bei einer Freundin übernachten, ist aber dort nie angekommen. Am späten Sonntagnachmittag wurde mit Hilfe von Hunden bereits erfolglos nach dem Mädchen gesucht. Diese Suchaktion musste nach Polizeiangaben wegen einbrechender Dunkelheit abgebrochen werden.

Etwa 100 Feuerwehrleute aus Jork suchten nach dem vermissten Mädchen

Gestern Morgen wurden kurz nach 10 Uhr fünf Freiwillige Feuerwehren der Gemeinde Jork alarmiert, um gemeinsam mit der Polizei nach dem vermissten Mädchen zu suchen. "Knapp 100 Einsatzkräfte wurden von der Polizei zur Unterstützung eingesetzt", bestätigte Stefan Braun, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Stade. Gegen 11 Uhr machten die Helfer den schrecklichen Fund. Sie entdeckten die Leiche des Mädchens in einem Graben hinter einem Obsthof in der Nähe des Fährhauses. Direkt an der Fundstelle des leblosen Körpers befindet sich ein fast mannshoher Abhang. Zu den Umständen ihres Todes konnte die Polizei gestern jedoch noch keine Angaben machen. Klar ist, dass die Jorkerin zuvor auf dem Weihnachtsball im Fährhaus "Kirschenland" gefeiert hatte. Zu Spekulationen im Ort, wonach sie zum Zeitpunkt ihres Todes unter Alkoholeinfluss gestanden haben soll, wollte die Polizei gestern nichts sagen und die Ergebnisse der Obduktion abwarten.

Der Weihnachtsball im Fährhaus "Kirschenland" ist für viele Leute im Landkreis Stade ein Höhepunkt des Jahres. Selbst viele junge Menschen greifen am Abend des ersten Weihnachtstages zur festlichen Garderobe, um in dem Haus direkt hinter dem Elbdeich zu feiern. In diesem Jahr waren dort nach Polizeiangaben etwa 800 Gäste.

Zwischen 21 und 22 Uhr füllte sich das traditionsreiche Fährhaus bereits langsam. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch keiner der Gäste etwas von dem schrecklichen Unglück, dass sich in dieser Nacht oder am frühen Morgen ereignen sollte. Der Todeszeitpunkt ergibt sich erst aus der Obduktion.

Im Fährhaus herrschte kurz nach 22 Uhr dichtes Gedränge. Im Eingangsbereich warteten noch Gäste auf den Einlass. Immer mehr Menschen aus der Region wollten in das Fährhaus. Wie in jedem Jahr war schon der Ansturm auf die Eintrittskarten sehr groß. Innerhalb weniger Stunden ist die Veranstaltung in jedem Jahr ausverkauft.

Die Gäste mussten während der Feier auch in diesem Jahr viel Geduld aufbringen. Zeitweise ging es weder vor noch zurück. Lange Schlangen vor den Toiletten führten zu erheblichen Wartezeiten. Nach bislang von der Polizei unbestätigten Informationen soll das tote Mädchen mit heruntergelassener Hose in dem Graben gefunden worden sein. Dennoch schloss die Polizei gestern ein Gewaltverbrechen noch aus und verwies immer wieder auf die Ergebnisse der Obduktion.

Alkohol führte immer wieder zu Rangeleien auf dem Weihnachtsball

Zurück zum Abend des Weihnachtsballs: Zu Beginn der Veranstaltung wurde aus dem Eingangsbereich zwischenzeitlich niemand mehr hinausgelassen. Zuerst sollten wegen der kalten Temperaturen alle Gäste hereingelassen werden. Doch die Sicherheitskräfte hatten dort alles im Griff, Unruhe kam zumindest im Eingangsbereich nicht auf. Das galt allerdings nicht für den Innenbereich. Im dichten Gedränge kam es immer wieder zu kleineren Rangeleien und Handgreiflichkeiten. Das Geschäft an den Theken lief gut, beinahe im Sekundentakt wurden Getränke über die Tresen gereicht.

Im Laufe des Abends wurde es jedoch leerer im Fährhaus, wo seit mehr als 200 Jahren Festlichkeiten unterschiedlichster Art veranstaltet werden. Gedränge gab es nur noch auf den Treppen oder auf den Tanzflächen. Wer die 16-jährige Jorkerin zuletzt unter den Gästen gesehen hat, ist nicht bekannt.