“Wenn ein dicker Mann durch den Kamin kommt und dich in einen Sack stopft, denke dir nichts dabei. Ich habe dem Weihnachtsmann nur gesagt, ich wünsche mir dieses Jahr meine liebsten Facebook-Freunde ins Haus.“

Skurrile Nachrichten wie diese schwirren derzeit durchs Internet wie übereifrige Weihnachtsengel, auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Sprachen, die ich nicht identifizieren kann. Denn auch im Internet herrscht Christmas seit Wochen schon.

Es begann mit virtuellen Adventskalendern, bei denen man jeden Tag einen Preis gewinnen konnte, wenn man vorher artig seine Daten preisgab. Auch die grandiosen Angebote der Online-Shops hatten plötzlich einen weihnachtlichen Tonfall: "Das ideale Geschenk! Keine Versandkosten!" Weihnachts-Emails mit besinnlichen Bildern, Schnee und Rentiere in meinem virtuellen Feengarten, liebe Wünsche aus der ganzen Welt, Xmas überall im World Wide Weihnachtsnetz.

Auch in dem Freundesnetzwerk Facebook herrscht Weihnachtswahn: "Wer weiß, wie lange eine Gans in den Ofen muss?", fragt meine Freundin Frida aus Schwäbisch Hall ihr Netzwerk. "Ich wünsche allen schöne Feiertage :-)", ist eine der häufigsten Meldungen auf Facebook.

Heiligabend sitzen wir alle unterm Tannenbaum und tippen wie die Wilden in unser Smartphone: "Sitze gerade mit meiner Familie unterm Weihnachtsbaum."

So lange wir simultan auch in der Wirklichkeit mit denen reden, die tatsächlich bei uns sind, ist das ja alles fein. Dann heißt es fröhlich auf der ganzen Welt: "Merry Christmas, everyone!"