Harburger Überfallopfer leiden unter den Folgen der Taten

Harburg/Marmstorf. Tatort Harburg: Hans B., 73 Jahre alt, aus Marmstorf ist die Weihnachtsstimmung vergangen. Er und seine 71 Jahre alte Frau sind am Sonnabend in ihrem Haus am Ernst-Bergeest-Weg von zwei Männern überfallen, mit Messern attackiert und ausgeraubt worden. Das Abendblatt berichtete.

Die Täter kamen, als es dunkel war. Gegen 18.45 Uhr klingelten sie an der Haustür, baten um Hilfe wegen einer angeblichen Autopanne. Das Ehepaar B. ließ die beiden herein. Was dann geschah, wird Hans B. niemals vergessen. Die Räuber verlangten Geld, sobald sie im Wohnzimmer waren, schlugen und traten die hilflosen Senioren. Hans B. wurde außerdem mit einem Messer attackiert. Nachdem die Räuber 500 Euro erbeuteten, fesselten sie ihre Opfer und flüchteten. B. und seine Frau konnten sich später selbst befreien und alarmierten die Polizei. "Es fällt uns sehr schwer, die Geschehnisse zu verarbeiten", sagt B. gegenüber dem Abendblatt. Immer, wenn es dunkel wird, komme die Erinnerung an den Horror-Überfall, komme die Angst. "Meine Frau traut sich nicht mehr, abends ins Wohnzimmer zu gehen." Und eines sei für ihn klar: "Wir sind sehr sozial eingestellt, aber nach dieser Erfahrung helfen wir niemandem mehr."

Tags zuvor ist die 66 Jahre alte Sabine Voges in ihrem Textilgeschäft an der Bremer Straße ebenfalls überfallen worden. "Gegen 18.30 Uhr öffnete sich die Ladentür und drei Männer, Masken vor dem Gesicht und mit Baseballkeulen bewaffnet, stürmten herein", erzählt sie. Es sei viel los gewesen am Adventssonnabend, gerade hatte V. Kassenbilanz gemacht.

Die drei Räuber verlangten Geld. "Und dann wurde ich wütend", sagt die zierliche Frau. Sie schrie: "Macht, dass ihr hier rauskommt" und zeigte auf die Tür. Die Räuber seien verdutzt gewesen. "Die haben bestimmt damit gerechnet, dass ich anfange zu heulen oder dass ich in Ohnmacht falle." Stattdessen rannte Sabine Voges in ihr Lager und tat so, als ob sie mit der Polizei telefoniert. Außerdem schaltete sie das Licht an und aus. "Ich dachte, dann werden vielleicht Passanten auf den Überfall aufmerksam." Ihre mutige Reaktion hatte die Räuber offenbar abgeschreckt.

Als sie sich nach einigen angstvollen Minuten wieder in den Ladenraum traute, waren die Männer weg. "Da habe ich erst einmal tief durchgeatmet. Das mag vielleicht alles cool wirken, ich hatte aber große Angst." Bereits seit 15 Jahren betreibt sie ihren Laden. "So etwas habe ich noch nie erlebt." Künftig will sie ihr Geschäft schließen, sobald es dunkel wird. "Dann mache ich nur auf, wenn ich die Kunden sehen kann und keine Gefahr droht."

Ein Zusammenhang zwischen den beiden Taten bestehe nicht, so die Polizei Harburg. Sie rät: "Täter erschleichen sich sehr trickreich das Vertrauen älterer Menschen. Daher sollten sie skeptisch gegenüber Personen sein, die vor der Haustür stehen und um Hilfe bitten und sie besser nicht in die Wohnung lassen."