Die Händler vom Weihnachtsmarkt sind jedes Jahr wieder gerne vor dem Rathaus, und das teilweise schon seit 20 Jahren

Harburg. Apfel, Nuss und Mandelkern - sie alle sind am Weihnachtsmarkt-Stand von Heino Richters, 52, zu haben. "Besonders die Nüsse gehen gut. Die Leute brauchen offenbar Nervennahrung", sagt der Händler aus Glinde, der übers Jahr Obst und Gemüse auf dem Wandsbeker Wochenmarkt anbietet.

Bereits seit 20 Jahren ist er beim Harburger Weihnachtsmarkt dabei - trotz großer Konkurrenz auf dem nur wenige Schritte entfernten Markt am Sand. Denn großen Umsatz macht er mit Pistazien, Walnüssen und Mandarinen nicht. "Wir leben zu 90 Prozent von unseren Stammkunden", sagt er und deutet auf ein Schild mit einem aufgebrachten Spruch. "Dieser Laden bringt nichts ein, macht aber Spaß", steht da drauf. Er schätzt die "besondere" Atmosphäre auf dem Harburger Rathausplatz, den Blick von seinem Stand auf das Rathaus und die Gespräche mit seinen Stammkunden.

Wie immer hat er seine lang gestreckte Bude weihnachtlich dekoriert. "Für Nussknacker und Weihnachtsmann haben mir Kunden schon 100 Euro geboten", sagt er lachend. Doch von dem kitschigen Anhänger und dem großen Nussknacker, der mitten in einer Walnusskiste steht, will sich Richters nicht trennen. Dafür stehen ein paar Adventsgestecke bereit, die erworben werden können. "Verkäufer, die Deko anbieten, das fehlt hier. Die Leute fragen doch danach", sagt er. Im kommenden Jahr auf einen anderen Weihnachtsmarkt zu ziehen, kann er sich nicht vorstellen. "Hier gefällt es mir gut. Sonst ist doch für viele Harburger kein Weihnachten."

Das gilt auch für das kleine Riesenrad, das Wahrzeichen des Harburger Weihnachtsmarktes. Die Bude, in der es die Fahrkarten gibt - das ist das Reich von Elena Sturiale, 33. Das Riesenrad, das vermutlich aus Ostdeutschland stammt und 1949 gebaut wurde, befindet sich in Familienbesitz ihres Lebensgefährten Nils Thor Straten Wolf. Das Prinzip des Systems stammt aus Russland. Die Gondeln werden mittels Gewichten ausbalanciert und sorgen so für den besonderen Schaukeleffekt, wenn sich das Rad dreht. "Ich mag die familiäre Atmosphäre des Harburger Weihnachtsmarktes", sagt sie.

Seit vier Jahren drehen sich die acht Gondeln zur Weihnachtszeit nun schon vor dem Rathaus. "Man sieht von Jahr zu Jahr die Kinder, die zu uns kommen, größer werden", sagt sie. Außer den Lütten bekommen auch ältere Leute glänzende Augen, wenn sie das nostalgische Riesenrad sehen. "Die fühlen sich an ihre Jugend nach dem Krieg erinnert. Da war dieses Fahrgeschäft schon was Besonderes", sagt Sturiale, die oft bei "ihrem" Riesenrad vorbeischaut. Jeden Tag professionelle Weihnachtsstimmung - geht da nicht die Vorfreude auf die Feiertage verloren? "Nein, bei uns wird es eben erst am Heiligen Abend entspannter", sagt sie.

Gegenüber verkauft Saskia Stey, 23, aus Neu Wulmstorf eine Tüte gebrannte Mandeln an eine Kundin. An ihrer Hütte kommt kein Süßigkeitenfan vorbei, ohne Bonbons, Mandeln, kandierte Früchte, und Schoko-Bananen mitzunehmen. Viele Abnehmer finden auch die großen und kleinen Lebkuchenherzen mit dicker Zuckerkruste.

Es gibt 200 Stück, jeweils in fünf Größen. "Die haben wir nicht selbst gefertigt, sondern von einer Lübecker Firma bestellt."

Und da Harburger offenbar gerne naschen, gibt es noch eine weitere Bude, in der Mitarbeiterin Sofie Helis die Herzen, Liebesäpfel, Zuckernüsse und Mandeln an den Mann und an die Frau bringt.

Beiden Frauen gefällt es in Harburg: "Die Leute sind sehr nett hier. Allerdings könnte es auf dem Weihnachtsmarkt ein paar mehr Hütten, vielleicht mit Textilien und Deko, geben.

Eine besondere Spezialität in ihrem reichhaltigen Angebot und nur auf dem Harburger Weihnachtsmarkt zu finden sind gebrannte Mandeln mit Chili-Aroma. "Sehr lecker, aber man muss die Kombination nussig, süß und scharf mögen."

Sakia Stey indes hält sich beim Konsum ihrer kalorienreichen Waren sehr zurück: "Ich mag lieber Gummibärchen."