Ein Besuch bei der “Harburger Christ Ambassadors Ministries International“ in der Dreifaltigkeitskirche an der Neuen Straße

Harburg. An der braunen Backsteinmauer in der Dreifaltigkeitskirche an der Neuen Strasse hat Sunny eine kleine Leinwand aufgehängt. Er startet die Powerpoint Präsentation, und der Beamer zeigt den Satz "Heavenly father you are wonderful you are excellent" in großen Lettern. Es ist Sonntag, kurz nach zwölf, heute ist die "Child Dedication", übersetzt Kindersegnung, von Alice Eunice-Ndukwe, die vor vier Monaten zur Welt kam.

80 Augenpaare blicken aus den Kirchenbänken in Richtung Altar. Verwirrend ist die Vielfalt der Gesichter. Ein andächtig blickender Mann mit asiatischen Gesichtszügen neben einer jungen Frau mit Kopftuch, weiter hinten ein skandinavisch wirkendes Paar und viele dunkelhäutige Gesichter, die mit einem breiten Lächeln nach vorne sehen.

Der Name der Gemeinde, Christ Ambassadors Ministries International, übersetzt Botschafter und Botschafterinnen von Jesus, scheint mit dem Wort "international" Sinn zu machen.

Die festlich gekleideten Gottesdienstbesucher, in teilweise traditionell afrikanischen Gewändern, stimmen ein Lied an. Auf dem Altar sitzen vier Männer mit E-Gitarre, Keyboard und Bongos. Vor ihnen stehen drei Frauen und ein Mann. Mit Enthusiasmus und Bewegung spielen sie Musik zu englischem Texten.

Es ist ein Loblied und Dank an "Lord Jesus Christ". Es wird getanzt oder sich vorsichtig zum Rhythmus bewegt. Manche haben einen Schellenkranz in der Hand und unterstützen die Musik, die auch durch die Lautsprecher an den Rändern der Bänke verstärkt wird. Christina Okeke sagt, dass Musik gerade bei einer Kindersegnung ein wichtiger Bestandteil des Ablaufs sei, "damit der lange Gottesdienst aufgelockert wird.". Sie muss es wissen. Die Sozialpädagogin hat mit ihrem Mann Pastor Okeke die Gemeinde vor zehn Jahren gegründet. Sie steht neben ihm am Altar und übersetzt den englischen Gottesdienst ins Deutsche.

Das heutige Thema ist Erziehung. Pastor Okeke predigt, dass Kinder die Worte von Erwachsenen sehr ernst und wichtig nehmen und nennt zehn Phrasen, die nicht Motto einer guten Erziehung sein können. Die Predigt wird frei gehalten. Auf der Leinwand werden Sätze eingeblendet, die der Pastor erklärt. Dabei nennt er Passagen der Bibel, bezieht sich aber eher auf seine eigene Biografie. Es geht gerade um den Satz "Warte auf deinen Vater!", und Okeke beginnt zu erzählen "Mein Vater war Bauunternehmer und selten zu Hause. Er hat uns viel mitgebracht, aber ich hätte lieber mit ihm gespielt. Das hat unser Verhältnis gestört. Ich kam mir ihm gegenüber oft fremd vor."

Während der Predigt schreiben viele Gottesdienstbesucher mit oder rufen mit zustimmenden Worten dazwischen. Als die Leinwand den Satz "You can't do anything right!" zeigt, beginnen die Augen einer dunkelhaarigen Frau zu glänzen. Die Inhalte der Predigt behandeln alltägliche Punkte und bewegen sich sehr nah an der Realität vieler Anwesender.

"Wir nutzen unsere Autorität auch um weltliche Themen zu vermitteln," sagt Pastor Okeke. Gerade, weil die Gemeinde einen so multikulturellen Charakter hat, sei die Kommunikation zwischen den vielen Ländern und Kulturen kompliziert. "Wir müssen deshalb viel vermitteln und beraten, da sind uns Themen wie Erziehung besonders wichtig." sagt Christina Okeke und erklärt, dass viele Familien in der Gemeinde aus Afrika kommen.

"Doch Afrika ist nicht gleich Afrika." Oft kommt der eine Partner aus Ghana und der andere aus Nigeria. Dadurch träfen zwei sehr unterschiedliche Lebensstile aufeinander. "Wenn man dann auch noch in Deutschland ohne gesichertes Bleiberecht lebt, ist das kein einfacher Alltag." sagt Christina Okeke.

Den Hauptteil der Arbeit leistet ihr Mann als Seelsorger. Er berät viele der Zuwanderer mit ihren Problemen, kooperiert oft mit den Behörden, um Familien zu helfen, und besucht Häftlinge in Gefängnissen. Finanziert wird diese Arbeit durch die Auerbach-Stiftung. Die Miete für die Kirchennutzung wird von Spenden der Gemeindemitglieder bezahlt.

Während der Einsegnung hält der Pastor das Baby im Arm und die Gemeinde streckt die Hände in seine Richtung. Es wird für das Kind gebetet. Es soll gesund bleiben, seinen Weg gehen und erfolgreich sein. Die Worte werden von jedem selbst gewählt, wodurch ein Gemurmel entsteht. Der Pastor beendet die Einsegnung und bittet für die Kollekte zu spenden, mit der ein Konto für die kleine Alice gegründet werden soll. Dann wird wieder gesungen. Währenddessen tanzen viele Gottesdienstbesucher ihren Weg um das Zentrum des Altars nach draußen, jeder kommt, wirft etwas Geld in die Kollekte und reiht sich zu den anderen. Die Kinder verlassen die Kirche schnell, die lange Predigt hat sie ungeduldig gemacht, und sie wollen zur Feier mit Essen im Nebenraum.

Eine Stunde später: Christina Okeke nimmt einen Schluck aus ihrer Cola-Dose. Sie musste heute schon viel reden. Die regelmäßigen Besucher der Feiern und Gottesdienste sind eng mit der Pastorenfamilie befreundet. Die vielen Kinder und die Organisation der Feier halten sie auf Trab. Sie erzählt: "Als Pfingstgemeinde glauben wir auch an Übernatürliches wie spontane Heilung und veranstalten auch Abende, wo in Zungen geredet wird." In Zungen reden bedeutet der Glaube daran, dass Teilnehmer des Gottesdienstes vom Heiligen Geist ergriffen werden.

Dann muss sie wieder an die Arbeit. Sie organisiert eine Weihnachtsfeier mit Julklapp. Treffpunkt dafür ist diesmal nicht das Gemeindehaus, sondern aus praktischen Gründen McDonalds. "Man darf nicht immer so ernst sein in der Kirche, wie feiern unseren Glauben," sagt Pastor Okeke.