Die Händler und Kunden auf Wochen- und Weihnachtsmarkt müssen sich warm anziehen

Harburg. Der Winter hat früh Einzug gehalten in Harburg, sorgt für harten Frost. Dicke Schneeflocken rieseln auf Straßen und Dächer. Die Händler auf dem Wochenmarkt haben ihre Schneeschippen mitgebracht und räumen den Sand frei.

Bei Temperaturen bis zu minus sieben Grad achtet Otto Jürgens an seinem Gemüsestand genau darauf, dass die Kartoffeln keine Frostschäden bekommen. Er hat eine Decke über die Kisten gebreitet und zieht sie immer wieder zurecht. "Wenn ich nicht aufpasse, werden die süß. Das will bei Kartoffeln keiner."

Die Händler rüsten sich aufwendig gegen den plötzlichen Wintereinbruch. Viele Verkaufstände werden durch Plastikplanen abgedichtet und mit Heizstrahlern ausgestattet. Auch Petra Niebling, die Weihnachtskränze und Dekoration verkauft, weiß der Kälte zu trotzen: " Ich halte hier die Stellung mit zwei Kannen Tee und den zwei Öfen. Aber viel wichtiger ist es, sich dick anzuziehen: Ich trage fünf Pullover und meine Jacke."

Dick angezogen ist auch Alexander. Der als Weihnachtsmann verkleidete Akkordeonspieler muss besonders seine Hände warm halten. "Richtig kalt ist mir hier aber nicht. Ich komme aus dem Norden. In Sibirien wird es so richtig kalt", sagt er mit russischem Akzent und einem Lachen.

Da würden eigentlich die Textilien von Händler Gerhard Schulz gut zu ihm passen. Er verkauft mit seiner Frau traditionell russische Ledermützen, Felljacken und andere Wintersachen. Er friert nicht, denn er kann sich seine Produkte jederzeit einfach überziehen. Es sei denn, der Frost hält noch lange genug an, dann wird er vielleicht alle Wintersachen verkaufen.

Einige Meter weiter, auf dem Rathausplatz, weht der Wind auch eisig über den Platz, treibt die Besucher zu den Glühweinständen, fährt schneidend in die Zelte und Buden und lässt dort die Verkäufer vor Kälte zittern. "Der Kompressor, der das Riesenrad antreibt, hat schon vor den Minusgraden kapituliert und ist ausgefallen", sagt Weihnachtsmarkt-Organisatorin Anne Rehberg.

Für die Verkäufer und Mitarbeiter sei die Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt momentan fast wie Überlebenstraining in Kanada. Gute Winterschuhe und Thermounterwäsche seien Pflicht, ebenso, wie regelmäßige Aufwärmpausen. Rehberg hat ihre Glühwein-Hütte mit Infrarot-Lampen ausgestattet, damit es die Besucher wenigstens ein wenig warm haben. "Hier kann man es gut aushalten", sagen Hartmut und Edith Pflaum. Sie haben sich Punsch bestellt, wärmen ihre Hände an den heißen Tassen. "Weihnachtsmarkt macht doch bei diesen Temperaturen richtig Spaß", sagt Edith Pflaum.

Gegenüber rührt Nadja Marleen Freudenthal im Grünkohl. Auf einer Wärmeplatte brutzeln Würstchen. "Unmittelbar vor dem Herd ist es warm. Aber den kalten Wind merke ich hier drin auch", sagt sie. Mit Thermoweste, Rollkragenpulli und Schal hat sie sich gegen die Minusgrade gewappnet.

Irmtraud Benisch und Edith Patalas von der Hobbygruppe Süderelbe gehen in ihrer Bude auf und ab, damit ihnen warm wird. Denn ausgerechnet jetzt ist ihr mobiler Gasofen ausgefallen.

"Ich habe alle Sachen übereinander gezogen und mir ist trotzdem kalt", sagt Edith Patalas, das Gesicht fast verdeckt von Mütze und Wollschal. Die gute Laune will sie sich nicht verderben lassen. "Es wird schon gehen." Die beiden Frauen rauchen, trinken Kaffee und blicken fast ein wenig neidisch auf Daniel Desta, der in seinem Würstchen-Stand am großen Holzkohlegrill bei dieser Eiseskälte den heißesten Job hat: "Frieren ist für mich hier kein Thema."