Die Eisenbahn Interessengemeinschaft Buchholz sucht dringend nach Verstärkung

Draußen am Bahnsteig hält pünktlich die Heidebahn, eine Etage tiefer geht erst mal gar nichts. Der Zugverkehr ist zum Erliegen gekommen - "ein Kurzschluss ist Schuld", diagnostiziert Manfred Gieritz. Der 63-Jährige ist als Vorsitzender der "Eisenbahn Interessengemeinschaft Buchholz" der Chef der Modellbahner, die im Keller des Holm-Seppenser Kulturbahnhofs ihrem Hobby nachgehen.

Um die Zukunft ihrer Leidenschaft, die in der Vergangenheit Generationen von Kindern und Erwachsenen faszinierte, machen sie sich Sorgen. Die Jugend habe heute ganz andere Interessen, bedauert Johannes Salau (67). Vorbei sind die Zeiten, als Modelleisenbahnen ganz oben auf den Wunschzetteln standen. Sie gehörten zu den heiß begehrten Weihnachtsgeschenken, doch der Trend geht inzwischen in eine andere Richtung - Computerspiele, Internet und Mobiltelefone haben den kleinen Loks und Waggons, Häuschen und Landschaften in den vergangenen Jahren den Rang abgelaufen.

Dabei kommt die technische Faszination auch bei der Welt im Miniaturformat nicht zu kurz. Digitaltechnik hat auf den Modellbahnanlagen Einzug gehalten, im Holm-Seppenser Bahnhofskeller können sechs Züge im Maßstab H0 gleichzeitig auf der Anlage fahren - alle gesteuert von einem zentralen Computer aus.

Am Anfang war das anders - da hatten die Vereinsmitglieder die Heidebahnstrecke zwischen Buchholz und Soltau liebevoll nachgebaut, doch der Fahrbetrieb auf der eingleisigen Strecke wurde "schnell langweilig", sagt Manfred Gieritz. Nur der Bahnhof von Holm-Seppensen ist aus dieser Zeit noch als Modell übrig geblieben.

Dass das Modellbahnhobby für Einsteiger schlicht zu teuer sein könnte, verneinen Gieritz und Salau. So seien günstige Startpackungen für Anfänger auf dem Markt, und je nach Hersteller gebe es Lokomotiven mit Digitaldecoder schon ab 50 Euro.

Immerhin sind in dem angemieteten Kellerraum im Kulturbahnhof neben acht Erwachsenen auch drei jugendliche Eisenbahnfans mit Begeisterung dabei. Tom Steller,13, Jan Lukas Rehder, 11, und Maximilian Münch, 13, bilden die Jugendgruppe der "Eisenbahn Interessengemeinschaft". Doch das mittlere Alter fehlt - hier wünschen sich die Modellbahner engagierte Mitstreiter.

Ein Wunschprofil haben sie schon formuliert: Technisch interessiert sollten die Bewerber sein, möglichst mit Kenntnissen im Bereich Elektrik, im Alter zwischen 30 und 55 Jahren und beweglich, da viele Arbeiten "im Untergrund" unterhalb der Bahnanlage ausgeführt werden müssen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, dann wäre im bisher reinen Männerverein auch weibliche Verstärkung herzlich willkommen.

Schließlich gibt es bei einer Modellbahn immer etwas zu tun - wenn alles fertig ist, dann wird es langweilig. Auch der Kurzschluss ist derweil noch nicht behoben, die Züge bleiben an den Bahnsteigen stehen. Aber wer selbst schon mal mit der "großen" Bahn gefahren ist, der weiß ja, dass es auch dort ganz ohne gelegentliche Pannen und Störungen nicht geht, meint Manfred Gieritz zum Abschied.

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