Bezirksversammlung ist verärgert , dass der Investor außer Versprechungen nichts tut

Harburg. An sich sind die Ortspolitiker in der Bezirksversammlung während der letzten Zusammenkunft des Jahres nicht mehr auf Konfrontationskurs aus, besprechen die Programmpunkte, diskutieren schnell die Anträge durch und gönnen sich danach noch den einen oder anderen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Diesmal sorgte ein Dauerbrennerthema für Missstimmung.

Die SPD hatte den Seevetunnel auf die Tagesordnung gehievt, forderte eine attraktivere Gestaltung der Passage, eventuell eine Zwischennutzung durch Künstler oder gemeinnützige Vereine. Die Linke stimmte diesem Vorschlag zu, konnte sich außerdem vorstellen, dass eine Beratungsstelle der Verwaltung dort kurzfristig einziehen könnte. "Das wäre ja nur eine Notlösung, weil sich sonst nichts tut. Und das ist die Schuld vom Investor Dieter Lindberg", sagte der CDU-Bezirksversammlungsabgeordnete Rolf Buß, der sich als Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses bereits mehrfach mit dem "größten Schandfleck Harburgs", so Buß, befasst hat.

Für die Bezirksversammlungssitzung hatte er eine Chronik der Tunnelplanungen erstellt. Buß: "Bereits am 17. Januar 2002 hat Lindberg einen Entwurf für eine Tunnelmall präsentiert. Den Tunneleingang sollte eine Glaspyramide markieren, attraktive Geschäfte sollten sich dort ansiedeln." Es folgte: "Nichts", so Buß.

Ein Jahr später, am 13. Januar 2003, habe Lindberg eine überarbeitete Planung präsentiert. "Diesmal hieß das ganze Ringgalerie. Mit einem Eingangsbereich aus Glas und Stahl", berichtet Buß. Resultat: "Null." Im Anschluss sei bis 2007 "nix passiert. Dann, am 12. April 2007, stellte Lindberg einen weiteren Plan vor, schon wieder Tunnelmall mit Glasgestaltung."

Ende September sollten die Arbeiten für die Neugestaltung abgeschlossen sein. "Wieder tat sich nichts." Dann sei die Zusammenarbeit mit dem Investor beendet worden. Immer wieder sei Lindberg aufgefordert worden, sich zu kümmern. Und immer wieder habe er Fristen verstreichen lassen. "Was sich da ereignet, ist ein Skandal. Weshalb beteiligt sich der Harburger Bürger Lindberg nicht an der Aufwertung des Stadtteils?", so Buß.

Die FDP gab zu bedenken, dass sich der Tunnel seit 2008 im Verfügungsbereich der Verwaltung befinden würde und sich die Behörde um eine sinnvolle Zwischennutzung kümmern müsse. "Das muss so aussehen, dass diese Nutzung einer endgültigen städtebaulichen Aufwertung des Tunnels einschließlich der Seevepassage faktisch und rechtlich nicht im Wege steht", heißt es im Antrag der Liberalen. Die Verwaltung solle im kommenden Stadtplanungsausschuss doch entsprechende Vorschläge auf den Tisch zu bringen.

Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg platzte der Kragen. "Das ist Geschichtsklitterung und ein Affront gegen meine Mitarbeiter, die sich sehr um ein ordentliches Erscheinungsbild des Tunnels bemühen", wetterte er. Während die Situation in der Innenstadt durch Aufbruchstimmung geprägt sei, gebe es zwei Schandflecken. "Den Seevetunnel und das Harburg Center - beides im Einflussbereich des Dieter Lindberg." Eigentum verpflichte, "und das soll in diesem Stadtteil wahrgenommen werden". Und: "Ich war schon zweimal wegen Lindberg vor Gericht - bitteschön, wenn es sein muss, geh ich auch ein drittes Mal hin."

Immerhin: Für eine von der SPD angedachten Zwischenlösung werden Konzepte erarbeitet.

Der Vorschlag der Linken, ein Verwaltungsservicebüro im Tunnel zu installieren, wurde abgelehnt. Ein Behördensitz im Zentrum des Harburger Schandflecks - das wollten die Ortspolitiker ihren Beamten nun doch nicht zumuten.