Am Sonnabend feiert die Deutsch-Indische Gesellschaft ihr Lichterfest in der Winsener Stadthalle

Winsen. Die Kreisstadt liegt in Indien - zumindest eine Nacht lang. Wer am Sonnabend die Winsener Stadthalle besucht, wird sich in einer Welt à la Bollywood wiederfinden. Dann feiert die Deutsch-Indische Gesellschaft Winsen Diwali, das Lichterfest, eines der spektakulärsten religiösen Feste Indiens.

230 Mitglieder zählt die Deutsch-Indische Gesellschaft (DIG) Winsen. Sie kommen aus den Landkreisen Harburg, Lüneburg, Stade und Soltau-Fallingbostel. Eine stolze Zahl. Und so ist die Winsener Gesellschaft die fünftgrößte in ganz Deutschland - größer als die Deutsch-Indische Gesellschaft Hamburg.

"Diesen Erfolg verdanken wir vor allem dem Engagement eines Mannes, der einfach zu begeistern weiß", sagt Marianne Fröhlich. Die 72 Jahre alte Winsenerin ist die Schatzmeisterin der Gesellschaft. 2000 hat sie eine Reise nach Indien gemacht, seit dem ist sie ein großer Fan des Landes. Der Mann, über den sie spricht, hat die Reise damals geleitet. Aber Martin Cherian, 63, aus Stelle schüttelt den Kopf. "Nein, wir arbeiten alle sehr viel", sagt der erste Vorsitzende der Gesellschaft bescheiden. Seit 1978 lebt der Inder in Deutschland, 1997 hat er die Deutsch-Indische Gesellschaft Winsen gegründet.

Sieben bis acht öffentliche Veranstaltungen stehen jedes Jahr auf dem Programm der Indien-Fans. Die größte: Das Lichterfest im Dezember. Im Januar wird das Neujahrsfest gefeiert, dann folgen über das Jahr verteilt Vorträge über den südasiatischen Staat, gehalten von namhaften Experten. "Wir wollen der Öffentlichkeit die Kultur, Wirtschaft, Politik und Entwicklung Indiens näher bringen", so Martin Cherian. Er ist einer der etwa sechs Inder der Gesellschaft, der überwiegende Teil der Mitglieder ist deutsch. In Großstädten wie Hamburg oder Berlin ist der indische Anteil größer. "Bei uns leben nicht so viele meiner Landsleute." Cherian: "Wir unterstützen auch kulturelle, soziale und humanitäre Projekte in Indien, sammeln Spenden, beraten vor Ort."

So konnte die Gesellschaft bisher 150 Patenkindern eine Schulausbildung ermöglichen. Sie kommen aus der armen Bergregion Kattappana im südindischen Bundesstaat Kerala - der Heimat Martin Cherians. "31 Euro kostet eine Patenschaft im Monat", so Elke Cherian, sie ist wie ihr Mann in der Gesellschaft aktiv. "Davon kann Kleidung, Bücher und das Schulgeld bezahlt werden." Was ihnen wichtig ist: Die Patenkinder besuchen eine English-Medium-School - nur wer Englisch spricht, hat in Indien eine Zukunft. Damit die Arbeit vor Ort koordiniert werden kann, wurde eine Partnergesellschaft in Kattappana gegründet. Zusätzlich fährt Martin Cherian drei bis vier Mal im Jahr mit einer Gruppe in seine alte Heimat, um sich über den Fortgang des Hilfsprojekts ein Bild zu machen, viele der Paten begleiten ihn.

Martin Cherian freut sich über den regen Zuspruch. "Als wir damals angefangen haben, hatte ich damit nicht gerechnet", erinnert er sich. Mindestens sieben Mitglieder mussten sich für die Gesellschaft finden. "Einer Nacht vor unserer Gründung habe ich geträumt, dass keiner kommt", sagt Martin Cherian lachend. Doch es waren 80, die kamen.

Seit dem ist viel passiert. Acht indische Schulpatenschaften konnte Martin Cherian in den Landkreis vermitteln, unter anderen für die Grundschule Ramelsloh und Stelle sowie die Haupt- und Realschule Stelle. 2009 hat der Steller sogar die Bundesverdienstmedaille für sein Engagement verliehen bekommen. Nach dem Tsunami-Unglück im Indischen Ozean zu Weinachten 2004 hatte er zusammen mit dem Landkreis Harburg Geld gesammelt. Denn auch Regionen in Südindien waren betroffen. 300 000 Euro waren zusammengekommen.

Die Mitglieder der Gesellschaft freuen sich schon seit Wochen auf "ihr" Fest am Sonnabend. "Aber natürlich können auch alle anderen kommen", so Martin Cherian. Er rechnet mit etwa 300 Indien-Fans. "Die Stadthalle wird mit vielen Lichtern und Blütenblättern geschmückt, es gibt indisches Essen und Musik." Wer daran teilnehmen möchte, sollte sich unter Telefon: 0 41 74/ 59 99 61 anmelden. (Kosten: 20 Euro mit Essen, ohne: zwölf Euro)