Britische Polizistinnen und Polizisten besuchen in ihrer Studienzeit den Landkreis Harburg

Winsen. Bei der Polizeihundestaffel der Polizeidirektion Lüneburg stand ungewohnter Besuch an: Beamte aus England waren zu Gast auf dem Trainingsgelände in Scharnebeck. Dabei kam heraus, dass auf der Insel auch im Polizeidienst so manches anders läuft. Denn während Polizeihundeführer hierzulande auf belgische Schäferhunde setzen - schwören die Briten eher auf deutsche Schäferhunde. "Aber wenn es gilt, Drogen aufzuspüren, nehmen wir Cockerspaniel. Die Schäferhunde werden eher zur Deeskalation bei Demonstrationen oder Fußballspielen eingesetzt", sagt Police-Sergeant Cara Ferguson aus der Grafschaft Kent.

Ferguson und die vier jungen Constables Daniel Barker, Peter Greaves, Katie Williams und Alex Tyler, die an der britischen Polizeiakademie studieren, sind für eine Woche zu Gast bei der niedersächsischen Polizei und schauen sich den Alltag ihrer deutschen Kollegen bei der Polizeidirektion Lüneburg an. Die Schnupper-Woche gehört zum Bachelor-Studiums bei der Polizei, an der Polizeiakademie Nienburg und an entsprechenden Ausbildungsstätten in England. "Ich bin sehr stolz, dass ich zu den ersten gehöre, die an dem neuen Austauschprogramm teilnehmen", sagt Katie Williams. Denn dafür hatten sich viele junge Polizisten beworben.

Ferguson und ihre Studenten haben einen vollen Terminkalender. So haben die Constables Beamte während des Streifendiensts in Winsen begleitet, waren bei der Vorstellung des Polizei-Digitalfunks in Lüneburg dabei und nahmen an einem Schusswaffen-Training teil. Zwischendurch haben die Briten immer wieder Zeit, Land und Leute auf eigene Faust zu erkunden. "Mir gefällt besonders das Essen sehr gut. Fast immer werden große Portionen aufgetischt. Das ist toll", sagt Alex Tyler. Per Bahn ist sie mit ihren Kollegen nach Hamburg gefahren. "Eine schöne Stadt", sagt Peter Greaves.

Die britischen Polizisten diskutieren oft, was ihren Alltag von dem ihrer deutschen Kollege unterscheidet. "Ich arbeite in Maidstone. Das ist eine Kleinstadt wie Winsen", berichtet Constable Daniel Barker. Betrunkene Teenies, Graffiti-Schmierereien und Gewalt - "Wir haben ähnliche Kriminalitätsprobleme wie die Polizei in Deutschland", so Parker. Die Methoden, damit klar zu kommen, scheinen allerdings andere zu sein. So tragen deutsche Streifenpolizisten Waffen - Barker und seine Kollegen dürfen nur Teaser und Pfefferspray einsetzen. "Die sind ebenso wirkungsvoll wie Pistolen. Wenn es jedoch hart auf hart kommt, rücken bewaffnete Spezialeinheiten an", sagt Cara Ferguson.

Besonders amüsiert ist der englische Polizeinachwuchs über TV-Serien, die oftmals ein eher harmloses Bild von der Polizeiarbeit in Großbritannien vermitteln. "Ich wäre froh, wenn alles so einfach und amüsant wäre, wie unter anderem in den Inspector Barnaby Filmen", sagt Barker lachend. Die Polizei greife härter durch. Wird jemand einer Straftat verdächtigt, so kann er sofort in Haft genommen werden, bis sich erste Ermittlungsergebnisse eingestellt haben, die ihn entlasten. Personalien aufnehmen und dann wieder laufen lassen, wie es hierzulande gehandhabt wird, sei in England nicht üblich. Der öffentliche Raum werde aufmerksam kontrolliert. Bald geht es wieder nach Hause. Vorher steht aber noch eine Shopping-Tour an. "Milka-Schokolade muss unbedingt mit ins Gepäck", sind sich die Gäste von der Insel alle einig.