Um Winterdepressionen vorzubeugen, sollte man täglich eine Stunde bei Tageslicht spazieren gehen, erklärte mir mein Hausarzt neulich.

Selbst, wenn der Himmel voller Wolken hängt. Denn wenn ein bestimmtes Lichtspektrum auf die Netzhaut im Auge trifft, wird eine übermäßige Melatonin-Ausschüttung verhindert, und damit der Winter-Blues. Oder so ähnlich.

Ich weiß nicht, ob ich das glauben soll. Wenn ich im November durch den Nieselregen stapfe und mir den grauen Himmel eine Stunde lang ansehe, macht mich das erst richtig depressiv. Auch der fahlbraune Matsch auf dem Boden, der noch vor kurzem goldenes Herbstlaub war, ist kein Anblick, der mich heiter stimmt. Dazu die müden Gesichter der anderen Passanten ? Nein danke.

Aber was sonst tun? Meine Freundin Cora schwört auf Winterschlaf. Sobald sie die Herbstmüdigkeit überfällt, gibt sie sich mit Baldriantee den Rest, manchmal auch mit Alkohol. So gelang es ihr, den letzten Winter komplett zu verschlafen. Wenn sie aufwachte, aß sie von den Vorräten, die sie gehortet hatte, und schlief selig weiter bis zum Frühling.

Das ist für mich aber keine Lösung. Allein schon, weil ich im Unterschied zu Cora für meinen Lebensunterhalt arbeiten muss. Auch die Strategie unseres Kumpels Henrik ist für mich nicht praktikabel. Er setzt sich von November bis März nach Thailand ab, wo er Familie hat.

Zum Glück hat Miriam einen Plan, den ich auch verfolgen werde. Gleich morgen kaufe ich mir eine Anti-Winterdepressions-Tageslichtlampe, dazu eine Wandtapete "grüner Birkenwald". Eine CD mit Meeresrauschen habe ich schon. Ich schütte Sonnencreme in meine Duftöl-Lampe und sehe mir alte Urlaubsfotos an.