Gemeinden sollten in dem Bereich mehr investieren fordert Manager der Lüneburger Heide GmbH

Benjamin Roolfs, Tourismus-Manager der Lüneburger Heide GmbH in der Außenstelle Hanstedt, schlägt Alarm. Wer am Tourismus im Landkreis Harburg verdiene, müsse auch in den Tourismus investieren. "Das Tourismusgeschäft ist heute kein Selbstgänger mehr, sondern ein professioneller Wirtschaftszweig. Und wir im Landkreis Harburg sind in Sachen Tourist-Information derzeit nicht gut aufgestellt. Die Verkehrsvereine arbeiten, anders als in anderen Landkreisen und Bundesländern, auf ehrenamtlicher Basis. So können wir auf Sicht gesehen nicht die Qualität anbieten, die wir anbieten müssen, um im Wettkampf um die Gäste bestehen zu können", so Roolfs.

Die Gemeinden seien, neben Gastwirten und anderen Anbietern im Landkreis Harburg die Nutznießer der steigenden Gästezahlen. Sie müssten darum, das fordert Roolfs, auch in die Infrastruktur investieren. "Es macht wenig Sinn, Geld in das Marketing zu investieren, wenn andererseits die Gäste, die sich von der Werbung angesprochen fühlen und in die Heide kommen, bei den Tourist Informationen vor verschlossener Tür stehen", sagt Benjamin Roolfs. Zum ersten Mal gibt es dank einer neuen Studie, die alte Statistiken zusammenfasse, jetzt konkrete Zahlen für das Jahr 2009 darüber, wie viel Geld im Landkreis Harburg mit dem Tourismus verdient wurde. Und die präsentierte Roolfs jetzt den Mitgliedern des Ausschusses für Wirtschaft, Nahverkehr und Tourismus im Kreistag des Landkreises Harburg.

Roolfs: "Die Bedeutung des Tourismus im Landkreis Harburg ist mit etwa 6,2 Millionen Übernachtungs- und Tagesgästen pro Jahr sehr hoch. Dadurch wurde 2009 ein Bruttoumsatz von rund 200 Millionen Euro generiert. Der touristische Einkommenseffekt lag bei 100 Millionen Euro." Anhand dieser Zahlen, so der Touristiker, könne davon ausgegangen werden, dass etwa 5000 Menschen in Vollzeitjobs vom Tourismus im Landkreis Harburg im letzten Jahr lebten. Saison- und Halbtagskräfte seien in diesen Zahlen nicht berücksichtigt.

Fünf Prozent mehr Übernachtungen

Roolfs weiter: "Die messbaren Einnahmen für die Kommunen im Kreis lagen pro Jahr zurück gerechnet demnach bei etwa fünf Millionen Euro. Damit lohnt es sich für die Gemeinden, in den Geschäftszweig Tourismus zu investieren, um diese Zahlen zu steigern."

Die Gutachter, so Benjamin Roolfs in der Ausschusssitzung, gingen davon aus, dass die Übernachtungszahlen im Landkreis Harburg im laufenden Jahr fünf Prozent über denen des Vorjahres liegen. "Dieses Wachstum allein würde eine Steigerung der Einnahmen bei den Kommunen um etwa 250 000 Euro bedeuten. Demgegenüber stehen jedoch nur sehr zögerliche und geringe Investitionen seitens der Gemeinden in den örtlichen Tourismus." Viele Tourist-Informationen in den kleinen Heideorten im Landkreis Harburg aber seien nach 15 Uhr nicht mehr geöffnet, und ein Gast, der am Telefon mit dem Anrufbeantworter vertröstet werde, komme sicher nicht mehr zurück, so Benjamin Roolfs.

Er fordert die Gemeinde auf, die ehrenamtlichen Mitarbeiter in den für den Tourismus so wichtigen Anlaufstellen in der Heide mit hauptamtlichen Mitarbeitern, die auch etwas vom Geschäft Tourismus verstehen, zu unterstützen. Roolfs: "In Mecklenburg-Vorpommern oder anderen Ferienregionen gehört die professionelle Betreuung der Touristen zum Standard." An dieser Misere sei den Verkehrsvereinen im Landkreis Harburg kaum ein Vorwurf zu machen. Sie unterhielten die Tourist-Informationen, die beispielsweise bei der Zimmersuche behilflich sind oder Heidegästen Ausflugstipps im Naturschutzgebiet anbieten. Roolfs weiter: "Die Stimmung unter den einzelnen Vereinen ist weitaus besser, als sie es mal war. Wir sind immer bemüht, die Verkehrsvereine an einen Tisch zu holen."

Der Gast darf nicht vor verschlossener Tür stehen

Ein Beispiel im Landkreis Harburg, wie es vermieden werden kann, den spontanen Übernachtungsgast nicht ins Leere laufen zu lassen, ist die Touristen-Information in Jesteburg. Dort werden alle eingehenden Anrufe auf Handy-Nummern umgeleitet, wenn die Information nicht besetzt ist.

Maike Behr ist Geschäftsführerin des Hanstedter Verkehrsvereins. "Ich kann Herrn Roolfs nur zustimmen. Wir brauchen finanziell mehr Rückhalt aus den Gemeinden, und die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Verkehrsvereinen muss verstärkt werden. Wir als Verein können es nicht schaffen, eine Tourist-Information beispielsweise täglich von 9 bis 18 Uhr offen zu halten. Aber genau das müssten wir tun, damit unsere Gäste am Nachmittag nicht vor verschlossener Tür stehen oder auf einen Rückruf warten müssen", sagt von Behr. Als Verein bekomme der Verkehrsverein von der Gemeinde Hanstedt zwar einen bestimmten jährlichen Zuschuss. Der reiche aber nicht aus, so die Geschäftsführerin, um beispielsweise bestimmte außerplanmäßige Projekte für Touristen aufzustellen oder die Öffnungszeiten der Informationsstelle im Küsterhaus zu verlängern.