Harburgs Baudezernent findet die Idee “gar nicht so unsympathisch“, Weihnachtsmarktbetreiber sind eher enttäuscht.

Harburg. Schlittschuh-Spaß in der Harburger Innenstadt - das könnte bald Wirklichkeit werden. Denn das Marktkauf-Center plant direkt vor den Pforten des Einkaufszentrums am Seeveplatz eine Eisbahn.

Und das vermutlich schon in diesem Winter. "Es gibt entsprechende Gespräche mit einem Betreiber, und wir arbeiten mit Hochdruck an einem Finanzierungskonzept. Wir würden so eine Fläche gerne schon zur Weihnachtszeit aufziehen, um unseren Kunden eine tolle Erlebnisattraktion zu bieten", sagt Centermanagement-Mitarbeiter Volodymyr Katmyruk im Gespräch mit der Rundschau.

Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner findet die Idee "gar nicht so unsympathisch. Das ist eine Bereicherung für den Stadtteil." Ein Bau- oder Sondernutzungsantrag sei jedoch noch nicht eingegangen.

Eigentlich hatten sich viele Harburger ein Eisvergnügen auf dem Rathausplatz gewünscht. Davon hatte man sich positive Effekte für die Innenstadt und für das Händler-Angebot auf dem Weihnachtsmarkt versprochen. Bereits vor vier Jahren hatten Verwaltung und Ortspolitik Weihnachtsmarkt-Organisatorin Anne Rehberg darum gebeten, entsprechende Angebote einzuholen. "Die Investitionen waren aber einfach zu hoch, es fanden sich keine Sponsoren", so Rehberg. Damit die Schlittschuhläufer so richtig Spaß haben, müssen für Betreiber, Verleih, Sicherheit und Strom mindestens 60 000 Euro einkalkuliert werden. "Klar könnten wir versuchen, die Eisbahn ohne Sponsoren einzurichten. Dann gibt es aber keine anderen Veranstaltungen mehr, sondern nur Glühwein-Rallye und Eislaufen." So stellt sich die Eventmanagerin den Harburger Weihnachtsmarkt allerdings nicht vor.

Sie ist ein wenig enttäuscht, dass Marktkauf nun eiskalt vorprescht und sich nicht mit allen anderen Akteuren abspricht. "Grundsätzlich sind natürlich alle Initiativen gut, die Harburg aufwerten. Aber die Schlittschuhbahn passt eher zum Weihnachtsmarkt und macht sich auf dem Rathausplatz einfach besser." Rehberg hätte sich außerdem in Sachen Bastelstraße - im Deichhausweg werden im Rahmen des Weihnachtsmarktes am Sonnabend, 11. Dezember, eine ganze Reihe Bastelangebote für Kinder installiert - mehr Engagement von Marktkauf gewünscht. "Es geht in der Weihnachtszeit nicht immer nur ums Geldverdienen." Konsumorientierung garantiere nicht die von allen Harburgern gewünschte Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. "Einzelhandel kommt von einzeln handeln. Hier wollte man in Sachen Innenstadt doch an einem Strang ziehen", so Rehberg.

Auch Thomas Dieboldt, Chef von Karstadt Harburg und Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft der Kaufleute, hätte sich den Winterspaß eher auf den Rathausplatz gewünscht. "Ja, wäre schöner gewesen. Aber wo das Geld ist, spielt die Musik." Citymanager Matthias Heckmann will sich erst mal bei den Verantwortlichen von Marktkauf über Details informieren. Für Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung, ist die Sache klar: "Das ist kontraproduktiv für die Innenstadt und auch ein Affront gegen Anne Rehberg, die jedes Jahr aufs Neue einen tollen Weihnachtsmarkt organisiert." Wenn Einkaufszentren Alleingänge starten, "brauchen wir uns hier über Innenstadtplanung überhaupt nicht mehr zu unterhalten."

Für Rainer Bliefernicht, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion, ist die Marktkauf-Idee eine Sache des richtigen Zeitpunktes. "So eine Aktion, so toll sie auch für Harburg ist, schwächt den Weihnachtsmarkt." Marktkauf solle dieses Angebot doch besser nach Weihnachten anbieten.

"Es ist immer gut, wenn es in Harburgs City Freizeitangebote gibt", sagt Kay Wolkau, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der GAL Harburg. Gerade der Seeveplatz könne eine Aufwertung vertragen - wenn auch die Konkurrenzsituation zum Weihnachtsmarkt unglücklich sei. Grundsätzlich sei es jedoch wichtig, die Innenstadt an sich, vom Seeveplatz bis in den Binnenhafen, mit Aktionen zu stärken. In Sachen Eisbahn hat die GAL außerdem eigene Ideen. Man könne an der Außenmühle ein Regenrückhaltebecken bauen. Wenn es möglich ist, könne dort den ganzen Winter eine Eisbahn eingerichtet werden.