Es ist seltsam. Fast täglich erleben wir, wie unsere Umwelt sich verändert. Aber bestimmte traditionelle Ortsnamen zum Beispiel lösen immer noch unbewusste Assoziationen aus.

Das romantische Ich in vielen von uns möchte an die Magie und das lockende Versprechen dieser Namen glauben. Trotz aller Erfahrung.

Auch ich habe schon mit einem oberflächlichen Scherz auf den Lippen heimlich in Himmelpforten jenen viel versprechenden Durchgang zum Himmel gesucht. In welcher Mauer ist diese Pforte versteckt? Welche Türklinke muss ich herunterdrücken, um diese Pforte zu öffnen? Oder ist es nur ein Schritt über eine unsichtbare Grenze? In Glücksstadt an der Unterelbe hielt ich mich schon einige Male auf. Ich habe dort zwar nicht das Glück gefunden. Aber ich war während meiner Aufenthalte in dieser Stadt nicht unglücklich.

Vielleicht ist das ja schon ein großes Glück, nicht unglücklich zu sein. Und in einem anderen Teil von Schleswig-Holstein bin ich nachts mit dem Auto spontan einen Umweg gefahren. Auf einer kaum befahrenen Landstraße wollte ich jenes Dorf erreichen, das Engelsgabe heißt. Es lag vermutlich am Zeitpunkt, dass ich die Magie oder Schönheit nicht entdeckte, die dem Dorf den Namen gab: Engelsgabe! Wer würde an so einem Hinweis-Schild am Straßenrand vorbeirasen, selbst mitten in der Nacht? Ich nicht!

Das ist schon einige Jährchen her. Meine Teuerste, die mit im Auto saß, sah mich nur seltsam lächelnd an und sagte nichts. Diesen seltsamen Blick hat sie auch heute noch manchmal. Denn mein romantisches Ich glaubt immer noch an die Begegnung mit dem Zauber der versteckten Magie - nicht nur bei Ortsnamen. Und gelegentlich klappt es sogar.