“Wofür stehst du?“ Es ist die Frage nach den Werten, die die Journalisten Giovanni di Lorenzo und Axel Hacke in ihrem gemeinsam verfassten gleichnamigen Buch stellen.

Lose reagieren die beiden Freunde dabei auf die jeweils durch verschiedene Schrifttypen gekennzeichneten Beiträge des anderen.

Die beiden Männer des Wortes, mittlerweile in den reiferen Jahren angekommen, ribbeln das Ganze als eine Art Nabelschau von ihrer Jugend her auf. Das Private wird dabei zum Spiegel des Allgemeinen.

Indes dämmert den beiden immer wieder, dass es sich um die Sicht mittlerweile recht Privilegierter handelt. Trotzdem ist ihnen ein kleines gesellschaftliches Psychogramm gelungen, ein in Teilen auch seismografischer Bericht über unsere Gesellschaft, der recht unterhaltsam die Phänomene bündelt, um die sich die Biographien der meisten ihrer Generation wohl formiert haben.

Essayistisch packen die Autoren die Neurosen unserer Zeit an: Immer wieder geht es um Leistungsdruck, Ängste und Depression, um Ereignisse, die sich tief in die Erinnerung des Einzelnen eingeschrieben haben wie die Atomkatastrophe von Tschernobyl.

So entsteht eine Problem- und Denk-Konstellation, die dem Wesen des Essays gemäß keine Antworten anbietet, sondern zum weiter- und selbst denken einlädt. Eine gute, substanzielle und anregende Lektüre.

Wofür stehst du? Kiepenheuer & Witsch, 18,95 Euro.