Die Zeit der Schützenfeste ist vorbei. Bei uns hier in der Region heißen sie ja meistens Vogelschießen.

Da wird auf einen hölzernen Vogel geschossen, der per Bleikugeln allmählich in seiner Bestandteile zerlegt wird. Das kennen Sie sicher, das ist meistens im Sommer. Aber jetzt habe ich in einem Heidedorf am Ortseingang ein großes Transparent gesehen: Martinsgansschießen!

Meine Fantasie sah eine gerupfte Gans an einem Pfahl aufgehängt, die nun Stück für Stück abgeschossen wird. Oder wird vielleicht eine tiefgefrorene Gans dafür genommen? Aber an der könnten die Kugeln abprallen, und die Schützen müssten so lange schießen, bis der Vogel schon ein wenig aufgetaut ist.

Alles Quatsch, sagte ein mir bekannter Schützenbruder. Man schösse da natürlich auf Schießscheiben. Und die besten Schützen könnten am Ende eine Gans mit nach Hause nehmen. Ob frisch gerupft oder tiefgefroren, konnte er nicht sagen.

Seitdem beschäftigt mich eine andere Frage. Ich weiß von mindestens einem Schützenverein, der zu einem Gästeschießen einlädt. Ich vermute mal, dass wie beim Martinsgansschießen nicht auf Gänse dabei auch nicht auf Gäste geschossen wird, weil sonst ja die Bereitschaft von Menschen, bei so einem Ereignis als Gast vorbeizuschauen, sehr begrenzt wäre. Nur der ein oder andere Masochist könnte so einem Treffen Freude abgewinnen.

Eine nette Geste des Schützenvereins wäre es natürlich, wenn beim Gästeschießen auf Scheiben geschossen würde, und die besten Schützen sich dann am Abend einen oder zwei der anwesenden Gäste mit nach Hause nehmen könnten, um sie dort anständig zu bewirten. Ob es das trifft? Ich weiß es nicht. Unsere kleine Welt erscheint mir manchmal sehr kompliziert.