Experten vom Krankenhaus Groß-Sand geben Tipps zum dauerhaften Abnehmen

Wilhelmsburg. Fast jeder hat schon einmal eine Diät gemacht. Und fast jeder hat dabei festgestellt: Abnehmen ist keine leichte Sache. Auch in der südlichen Metropolregion Hamburg hadern viele Menschen mit ihren Pfunden. Und viele versuchen abzunehmen - haben oft aber noch nicht die richtige Methode gefunden.

Wie sehr das Thema "Wunschgewicht und erfolgreiches Abnehmen" den Menschen auf den Nägeln brennt, das zeigte die große gemeinsame Telefonaktion der Harburger Rundschau und des Wilhelmsburger Krankenhauses Groß-Sand: "Gesundes und dauerhaftes Abnehmen". Die Telefone standen nicht still, als unsere Experten den Abendblatt-Lesern Rede und Antwort standen: Professor Dr. Roland Scola und die Ernährungswissenschaftlerin Dorit Roeper vom Adipositas-Zentrum des Wilhelmsburger Krankenhauses (Telefon: 040/75 20 53 07) machten den Anruferinnen - es meldeten sich nur Frauen ! - immer wieder Mut: "Wichtig ist es, den Hebel im Kopf um zu legen."

"Ich bekomme die Pfunde einfach nicht herunter", sagte eine 68-Jährige. Sie ist 1,59 Meter groß und wiegt 77 Kilogramm. Eine Zeit lang habe ihr das Motto "Friss die Hälfte" geholfen, und sie habe abgenommen. "Aber jetzt sitzt das Fett fest auf den Hüften."

"Es hängt davon ab, wie hartnäckig man dran bleibt", sagte Professor Scola. "Crash-Diäten machen aber keinen Sinn. Der Jojo-Effekt ist dann oft demotivierend. Aber es ist in der Tat sehr schwer, das Essverhalten zu ändern, das hat sich ja über Jahre eingebrannt. Wir empfehlen, mit einem Langzeitbohrer heranzugehen. Auf langfristigen Erfolg setzen auch unsere Programme im Adipositas-Zentrum."

Eine Leserin, 56, ist 1,60 Meter groß und wiegt 86 Kilogramm "Vor 16 Jahren wog ich nur 65 Kilogramm. Da möchte ich wieder hin." - "Bevor Sie von der Arbeit nach Hause kommen, sollten Sie Sport machen", lautete der Rat von Dorit Roeper. "Allerdings wird das eine Ernährungsumstellung nicht ersetzen, um nachhaltig Erfolg zu haben. Wir bieten am Krankenhaus Groß-Sand am Donnerstag, 11. November, von 18.30 Uhr bis 20 Uhr einen kostenlosen Beratungstag an. Kommen Sie uns doch besuchen, dann können wir die unterschiedlichen Betreuungsdisziplinen vorstellen. Einige Kassen übernehmen die Kosten der Therapien, andere nicht."

Eine Anruferin ist 46 Jahre alt, 1,78 Meter groß und wiegt 128 Kilogramm: "Seit zwölf Jahren leide ich unter einer Schilddrüsenerkrankung und nehme zu. In den letzten drei Wochen habe ich drei Kilo zugenommen, ohne zu wissen warum. Ich habe Angst, dass ich die Kontrolle über meinen Körper verliere." Dorit Roeper war alarmiert: "Suchen Sie sofort einen Internisten auf, und zwar einen Hormonspezialisten, einen sogenannten Endokrinologen. Automatisch wird Ihr Gewicht allerdings nicht zurückgehen." Die 46-Jährige war so sehr besorgt, dass sie auch noch einmal bei Professor Scola anrief. "Bei ihren Eckdaten ist es notwendig, dass Sie rasch etwas unternehmen", sagte der Internist. "Bei ihnen besteht die große Gefahr, dass sich Bluthochdruck und eine Zuckerkrankheit entwickelt. Auch Knie, Hüften und der Rücken werden stark belastet. Empfehlenswert wäre deshalb eine Langzeitbehandlung, keine Quickie-Diät. Bei unserem Programm nehmen die Patienten im ersten Jahr im Durchschnitt um 20 Prozent ab. Ich spüre, dass Sie motiviert sind und den Hebel umlegen wollen."

Auch eine niedergelassene Ärztin rief bei unseren Experten an: "Ich habe eine stark ansteigende Zahl von leicht übergewichtigen und adipösen Patienten. Ein Patient ist 45 Jahre alt, etwa 1,80 Meter groß und wiegt 180 Kilogramm. Er hat zwei Fastenkuren hinter sich, isst aber weiterhin viel Fast Food wie Hamburger und Pommes. Seine Werte sind aber noch überraschend gut, obwohl er auf einen Body Mass Index von mehr als 50 kommt."

"Wenn sich Ihr Patient in einer unserer Abnehmgruppen wohlfühlt, kann das eine sehr heilsame Wirkung haben", sagte Professor Scola. Am Krankenhaus Groß-Sand werden die Patienten in Gruppen mit einem Team aus Ernährungswissenschaftlern, Ärzten, Bewegungstherapeuten und Psychologen schrittweise an einen gesunden Lebensstil herangeführt. "Die persönliche Motivation wird dabei durch den Austausch der Betroffenen in wöchentlichen Gruppentreffen gestärkt", sagte Professor Scola - die Erfolgsquote liege bei 60 Prozent. "Wichtig ist die Eigeninitiative und das persönliche Engagement. Aber auch Rückschritte gehören zum Prozess des dauerhaften Abnehmens, denn das Betriebssystem des Menschen lässt sich nur langsam ändern."

Von operativen Eingriffen wie einer Magenverkleinerung rieten unsere beiden Experten entschieden ab. Professor Scola: "Das ist nur etwas für den Fall, dass alle ernsthaften Bemühungen mit Experten gescheitert sind. Bei einem operativen Eingriff wird ein funktionierendes Organ manipuliert. Leider gibt es viele Patienten, die nicht an sich selbst arbeiten wollen und sich lieber operieren lassen nach dem Motto 'Doktor, mach mal!'"

Es gab aber auch Anruferinnen, die sich aus medizinischer Sicht überhaupt keine Sorgen machen müssen: So etwa eine 79-Jährige, die bei einer Größe von 1,63 Metern 56 Kilo wiegt: "Wie bekomme ich meine Bauchrolle weg?", fragte die Frau. "Sie haben ein perfektes Gewicht", gab ihr Dorit Roeper mit auf den Weg. "Eine Fettverlagerung zum Bauch ist im Alter normal."