Alle Stationen des Kulturtages erfreuten sich regen Publikuminteresses

Harburg. Eigentlich war es wie jedes Jahr. Die meisten Besucher bewältigten das Mammutprogramm des 7. Harburger Kulturtages am Sonnabend, indem sie sich ihre eigenen Schwerpunkte setzten, aber auch die Gelegenheit nutzten, um Neuland anzusteuern.

Das Kulturdreieck im Harburger Bahnhof mit dem Jazzclub im Stellwerk, dem Kunstverein Harburger Bahnhof und der Falckenberg-Sammlung in den Phoenix-Hallen zog Publikum an. Grüppchenweise seien die Besucher in den ehemaligen Wartesaal erster Klasse des Harburger Kunstvereins geströmt, sagt Marie Luise Birkholz vom Kunstverein Harburger Bahnhof. Zu sehen gab es die sehr abstrahierende Ausstellung zum Medium TV mit Titel "Insert - Never the same colour". Da freuten sich die Besucher über ein kleines, stets für "Aha-Effekte" sorgendes "Intro" der Kuratorinnen.

In der Falckenberg-Sammlung bändigten Nasim Weiler und Julia Sökeland die Besucherströme, die sich zur Führung in die ästhetisch von Architekt Roger Bundschuh kunstvoll durchkomponierten Räume eingefunden hatten. Wie ein Flaneur in der ausgehenden Metropole des 19. Jahrhunderts konnte hier die Durchlässigkeit des Blicks in der gigantischen Architektur auf die Gegenwartskunst genossen werden, der Geist der 60er-Jahre in der aktuellen Uwe Lausen-Schau geatmet, ein Streifzug mit dem Künstler Mike Kelley in die amerikanische Seele unternommen oder die eher subversive Ausstellung "p(r)unk" von Wolfgang Petrick beschaut werden. Zum Abschluss gab es noch eine grandiose Einführung in Jonathan Meeses subversive Auftragsarbeit "Daddy-Raum" in den Kellerkatakomben des Hauses.

Museumspädagoge Dr. Rüdiger Articus vom Helms-Museum verzeichnete reges, auch norderelbisches Besucherinteresse in der Sonderausstellung "Ein Himmel auf Erden - Das Geheimnis der Himmelsscheibe von Nebra". Selbst kurz vor 18 Uhr hatte er noch die fachsimpelnden, oft etwas älteren Besucher im Blick und betreute charmant seine Gastreferentin Dr. Regine Maraszek, die aus Altona zum Sprung nach Harburg angesetzt hatte. Zusammen mit dem Programm des Harburger Theaters bildete dies die zweite Kulturachse.

Als "sich besonders gut ergänzend", empfand das Harburger Publikum die Schauen bei "Alles wird schön", im "Kubus" von Andrea Rausch, wo 19 internationale Künstler ausstellten, und natürlich das reichhaltige Programm in Monica Bohlmanns "Schauraum" in der Schwarzenbergstraße, wo die Gruppe Artplacement in gewohnt geselliger Runde ihr Können unter Beweis stellte. Wer diesen Teil der Kunsttour wählte, konnte einen Blick in Harburgs aktive Kunstseele werfen, die auch "nördlich der Elbe beachtet werde", so die Künstler. Wer sich zur "Kulturwerkstatt" im Binnenhafen aufmachte, besuchte unterwegs die junge Fotokünstlerin Vanda Narozna unter den Spitzgiebeln des Mayrschen Hauses in der Lämmertwiete.

Wer um 21 Uhr noch ausreichend Energie hatte, ließ sich im Stellwerk den Jazz des "Lucas Heidepriem-Trios" um die Ohren wirbeln. Der angesehene Jazzclub teilte sich das "Stellwerk" den Tag über mit Harburgs Musikliebhabern, um eine kongeniale Musikschau auf die Beine zu stellen: Angefangen von den feinen Klangbeispielen des Vereins "Musik im Gespräch" bis hin zur hochfrequentierten Musikgemeinde Harburg, die ihre Kontakte spielen ließ, um ein A-cappella-Programm der Harburger Kantorei unter Leitung von Werner Lamm zu zeigen.