In den Luhegärten graben Blumenliebhaber in dieser Woche Pflanzen-Knollen aus

Winsen. "Man sticht seitlich in den Boden - etwa so", erklärt Katja Barkei und stößt ihre Garten-Gabel in die Erde. "Wenn man die Knolle erwischt, muss man neu ansetzten und noch tiefer stoßen." Um die 38 Jahre alte Bauhofmitarbeiterin herum liegen einzelne Blütenköpfe, Blätter und Stängel auf der Erde. Einige Schritte weiter schichten Helfer gerade abgeschnittene Dahlienbüsche übereinander. Sie bereiten die Dahlienbeete in den Luhegärten auf den Winter vor.

Etwa 5 000 Dahlien-Knollen müssen Katja Barkei und ihre Kollegen vom Winsener Bauhof in diesen Tagen ausgraben und in ihr Winterquartier bringen. Tatkräftig unterstützt werden sie dabei von den Mitgliedern des Fördervereins Gartenschau Winsen e.V. Zwei Wochen dauert diese Arbeit.

"Erst werden die Pflanzen abgeschnitten, bis etwa eine Handbreit über dem Boden", erklärt Kaja Barkei, hebt eine ausgestochene Knolle in die Luft und schüttelt sie. Erdstückchen fallen auf den Boden. Die Knollen sehen aus wie Hände mit wulstigen, knorpeligen Fingern - manche haben zwei, drei, andere zehn oder zwölf dieser dicken Triebe.

Katja Barkei legt sie kopfüber in eine schwarze Kiste - so kann das restliche Wasser aus den Stängeln laufen. Im Winter müssen die Knollen trocken lagern.

Bei der Landesgartenschau 2006 war der Dahliengarten, die Dahliade, eine der großen Attraktionen. Danach sollte er auf Wunsch vieler Bürger erhalten bleiben. Und: Er wurde sogar noch erweitert. Auf einer Fläche von 2 500 Quadratmetern blühen jedes Jahr 350 verschiedene Sorten der beliebten Korbblütler. Eine solche Vielfalt sei im Landkreis Harburg und im Großraum Hamburg nahezu einzigartig, freut sich Kathrin Schulz von der Stadtverwaltung Winsen.

Vier bis sechs Knollen passen in eine Kiste, in andere nur zwei oder drei

Der Pflegeaufwand für eine solche Blütenpracht ist allerdings enorm. "Und hält uns neun Monate im Jahr auf Trab", sagt Katja Barkei lachend und hievt eine der etwa 18 Kilogramm schweren Kisten auf den Anhänger. Vier bis sechs Knollen passen in eine Kiste, in manche aber auch nur zwei oder drei. Je nach Größe der Knolle. Nach dem ersten Frost beginnen die "Abbauarbeiten" des Gartens. Auf keinen Fall früher - sagt die Pflanzen-Expertin. "Die Knollenschale wird durch die Kälte härter und die Blume stellt ihr Wachstum ein. Sie geht in den Winterschlaf."

Doch die Arbeit der Blumen-Liebhaber beginnt schon im August. Dann gehen Mitarbeiter des Bauhofs und Mitglieder des Fördervereins jeden Tag die Beete ab und prüfen, welche Pflanze kategorisiert ist und welche noch nicht. Fehlt der Zettel, der über Art, Klasse, Höhe und Farbe Auskunft gibt, wird er nachträglich an einen der Stängel gebunden. "Das ist sehr wichtig", so Katja Barkei, "damit wir im kommenden Jahr nicht eine 1,60 große Pflanze neben eine 60 Zentimeter kleine setzten." Außerdem werden immer wieder welke Blätter und Stiele abgeschnitten.

Fallen an der Pflanze faule Stellen auf, werden sie herausgeschnitten

Über 1 000 Kisten mit den robusten Knollen werden in diesen Tagen von den Luhegärten in ihre Winterquartiere gefahren: Zwei auf etwa acht Grad geheizte Kellerräume in Roydorf. Hier werden sie erst einmal einige Wochen in Ruhe gelassen, um sich an die neue Situation "zu gewöhnen", sagt Katja Barkei. Dann ist ihr Einsatz wieder gefragt. Zusammen mit anderen Helfern schüttelt sie die restliche Erde aus den Wurzeln und betrachtet die Pflanzen noch einmal genau: Fallen faule Stellen auf, werden sie herausgeschnitten. Etwa zwei Wochen dauern diese Kontrollarbeiten. Sechs bis acht Wochen später fangen sie von vorne an - so lange bis die Pflanzen im kommenden Mai wieder in die Erde gesetzt werden. Traditionell nach den Eisheiligen. Und noch etwas passiert während der Überwinterung in den Kellerräumen: Die große Knollen werden geteilt, denn sie entwickeln viele kleine, zu schwache Triebe. Das betreffe etwa 80 Prozent der Pflanzen. Was mit den neuen geschieht? "Die Blumen werden im kommenden Frühjahr auf dem Winsener Dahlienmarkt angeboten", kündigt Kathrin Schulz an. Die Einnahmen sollen den Luhegärten zugute kommen.

Doch die Beete liegen im Winter nicht brach. Sind die letzten Dahlienknollen aus der Erde gegraben, wird der Boden aufgelockert. "Bis zum 13. November muss alles fertig sein", so Kathrin Schulz, "dann nämlich veranstaltet der Förderverein Gartenschau Winsen seine große Tulpen-Zwiebel-Setz-Aktion." Über 100 000 Tulpenzwiebeln kommen in die Erde, um die Luhegärten im Frühling wieder in ein prächtiges Farbenmeer zu verwandeln.