In Wilhelmsburg machen Bürger gegen Naturverlust auf dem Gartenschaugelände mobil

Wilhelmsburg. Das Thema "Bäume" lässt Wilhelmsburg nicht los. Jetzt mobilisiert die Gruppe "Baum und Busch Wilhelmsburg" gegen weitere Baumfällungen auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau (igs), die im Jahr 2013 in Wilhelmsburg ihre Pforten öffnet: Vor der Sitzung des Regionalausschusses Wilhelmsburg/Veddel am Dienstagabend im Rathaus Wilhelmsburg überreichten Vertretrinnen der Gruppe unter der Überschrift "Mein Freund der Baum" 1100 Unterschriften von Wilhelmsburgern "gegen Rodungen unserer Wälder und Grünflächen".

Am Mittwochabend präsentierte "Baum und Busch" die Unterschriften dem Mitte-Ausschuss für Verkehr und Umwelt, heute wollen die Aktivisten die Listen auch noch der Bezirksversammlung Mitte überreichen.

Roswitha Stein richtete offene Worte an den Vorsitzenden des Regionalausschusses, den Bürgerschaftsabgeordneten Metin Hakverdi (SPD) aus Wilhelmsburg: "Metin, schützt die Natur in Wilhelmsburg. Wenn die Bäume erst mal weg sind, werden sie nicht mehr nachwachsen!"

Nach Angaben der igs sind auf dem Gartenschaugelände bislang 1500 Bäume mit einem Durchmesser von mehr als 25 Zentimetern abgeholzt worden. Jetzt will igs-Chef Heiner Baumgarten, auch Landesvorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland in Niedersachsen, weitere 500 ersatzpflichtige Bäume fällen lassen. Er sagt: "Wir haben alle Planungen noch einmal genauestens unter die Lupe genommen, um für die erforderlichen Arbeiten im Wilhelmsburger Inselpark möglichst wenig Bäume zu fällen. Dennoch kann auf Baumfällungen in diesem Winter nicht verzichtet werden."

Das sehen die Gegner der Baumfällungen ganz anders: "Die Internationale Gartenschau muss den Baum- und Heckenbestand mit einbeziehen", sagte Roswitha Stein. "Sie muss um die Bäume und Büsche herum planen - also mit der Natur planen."

Für die bislang abgeholzten Bäume sollen im Wilhelmsburger Osten auf einer Brachfläche rund 1000 neue Bäume gepflanzt werden - hinzu kommen 900 neue Bäume auf dem Gartenschaugelände. "Baum und Busch" kritisiert, dass die stattlichen Bäume, die abholzt wurden, durch "Stöckchen mit einem Durchmesser von sechs bis zwölf Zentimetern" ersetzt werden.

Den Politikern in Wilhelmsburg stellten die Naturschützer indes kein gutes Zeugnis aus: "Sie setzen sich nicht für die Natur ein und erkennen die Bedürfnisse der Menschen vor Ort nicht", sagte Roswitha Stein. Das wollten die Sozialdemokraten nicht auf sich sitzen lassen. "Die Bezirksversammlung Mitte hat dafür gesorgt, dass mehr als 700 Bäume wenige gefällt wurden als ursprünglich geplant", sagte der Veddeler Klaus Lübke. Dem pflichtete auch die Koalitionärin Jutta Kodrzynski von der GAL bei. Sie bat die Aktivisten darum, ihre Einwände "schriftlich" einzureichen.

Die Naturschützer monieren indes, dass auch an anderen Orten in Wilhelmsburg hunderte Bäume gefällt wurden und werden sollen - etwa für die Barkassenanbindung durch den Aßmannkanal zum Bürgerhaus Wilhelmsburg und für das IBA-Projekt "Tor zur Welt". Roswitha Stein: "Wir wollen umgehend Gesamtzahlen für Wilhelmsburg haben!"

Bis Redaktionsschluss stand indes nicht fest, ob der Mitte-Ausschuss für Verkehr und Umwelt den 500 Baumfällungen auf dem igs-Gelände für diesen Winter zustimmt oder nicht. Die Baumaktivisten blicken derweil in den Süden: "Bei Stuttgart 21 betrifft es 300 Bäume - bei uns in Wilhelmsburg geht es um insgesamt 2000 Bäume."