“Liest du bitte weiter?“ wird Karin Kaiser von dem kleinen Jungen, der neben ihr sitzt, gedrängt. “Ja, ich wollte euch nur mal eben diese lustige Geschichte erzählen“, antwortet sie ihm.

Harburg. Die Kinder drängen sich um den kleinen Tisch in der Kinderecke, sie hängen an Karin Kaisers Lippen. Gespannt wollen sie wissen, wie es mit dem gestrandeten Buckelwal und seiner Freundin der Schnecke weiter geht.

Jeden Dienstag von 10.15 Uhr bis 11.15 Uhr wird in der Bücherhalle in Harburg vorgelesen. Häufig kommen Kindergartengruppen zu den Vorlesestunden, aber auch einzelne Kinder setzten sich dazu. "Die Eltern, die mit ihren Kindern in die Bücherhalle kommen, haben dann die Möglichkeit, mal ganz in Ruhe nach ihrer eigenen Lektüre zu gucken", sagt Karin Kaiser.

Sie hatte im Hamburger Abendblatt über das Freiwilligenforum gelesen und sich, da sie gerne Zeit mit Kindern verbringt, entschieden, ehrenamtlich vorzulesen. In der Harburger Bücherhalle wechselt sie sich mit drei Frauen ab. Die Kinder sind zwischen drei und sechs Jahren alt. Die Bücher, die sie gerne hören möchten, dürfen sie sich selbst aussuchen. "Natürlich können sich die Kinder noch nicht eine ganze Stunde lang konzentrieren. Ich lockere das immer ein bisschen auf, zeige ihnen die Bilder und stelle Fragen", erzählt Karin Kaiser. Wenn Kinder mit Migrationshintergrund unter den Zuhörern sind, gibt sie sich besondere Mühe, langsam und deutlich zu sprechen und lässt die Kinder auch einige Worte nachsprechen, denn manche von ihnen sprechen kaum Deutsch.

Frau Kaiser findet es wichtig, dass Kinder an Bücher herangeführt werden. "Heutzutage sitzen viele ja nur noch vor dem Computer", sagt sie. Manchmal lernt sie aber auch selbst etwas von den Kleinen. "Eine Zeit lang kam ein kleiner Junge, der immer die Dinosaurier Bücher vorgelesen haben wollte. Wenn ich da mal einen dieser lateinischen Namen falsch ausgesprochen habe, hat er mich sofort korrigiert", erinnert sie sich. Seit drei Jahren liest Karin Kaiser nun schon in der Bücherhalle vor.