Einstige Werftarbeiter halten das schwimmende Teil für das “Clipper - Jugendwerk zur See“ in Schuss.

Harburg. Die Flotte von "Clipper - Deutsches Jugendwerk zur See" (DJS) ist unterwegs auf großer Fahrt. Nur an einem der Anleger im Binnenhafen dümpelt ein kleines Boot. Es ist Mittag. In der Kombüse im ersten Stock des Vereinshauses von "Clipper" ist Klaus Schnoor (73) mit den Vorbereitungen für das Essen beschäftigt. Wenn er zu Tisch ruft, ruhen Schweißbrenner, Hammer und Pinsel. Zeit für eine Pause. Die haben sich die Männer verdient. Seit früh morgens arbeiten sie auf dem Gelände von "Clipper - Deutsches Jugendwerk zur See"" im Harburger Binnenhafen, vis à vis der Wasserschutzpolizei und dem Hansen-Speicher auf der Schlossinsel.

Die fleißigen Arbeiter unten in den Werkstätten und auf dem Gelände am Überwinterungshafen sind zum Teil - dabei sind auch Quereinsteiger aus verschiedenen Berufen - ehemalige Kollegen. Die haben sich hier wieder gefunden, nachdem sie auf der damaligen "Howaldtswerke Deutsche Werft" (HDW) im Hamburger Hafen als Schiffs- und Schornsteinbauer, als Kesselschlosser, Schweißer oder Ingenieur in einer Abteilung zusammengearbeitet haben. Der Schiffsbau und alles, was damit zusammenhängt, ist ihr Metier. Dass nach ihrer Pensionierung Schluss sein sollte mit der Arbeit am und auf dem Wasser - "nein, dazu hatten wir alle keine Lust", sagt Addi Bader (71), "es musste irgendwie weiter gehen." Und so treffen sie sich regelmäßig mit all denen, die sie zwischenzeitlich mit ihrer Begeisterung für die Arbeit bei "Clipper" anstecken konnten. Im Sommer einmal, im Winter sogar zweimal wöchentlich, um ihr handwerkliches Geschick als Hobby in der Instandhaltung der Segler "Amphitrite", "Seute Deern", "Johann Smidt" und "Albatros" sowie für vieles, was Drumherum an Arbeiten auf dem Gelände anfällt, fortzusetzen.

Das Besondere: Das Clubhaus von "Clipper" ist ein Stück Hamburger Geschichte. Es ist ein Teil eines schwimmenden Werfttores und gehörte zum "Eingang Wasserseite" der Werft. Es ist der Ponton "Mississippi", über den die mit der Fähre ankommenden Werftarbeiter jahrzehntelang zu ihren Arbeitsplätzen auf der Werft gelangten.

"Wollen sie die ;Mississippi haben?" Als Gerd Helm (75) das hörte, "traute ich meinen Ohren nicht", sagt er. "Doch die Frage war kein Scherz", erinnert er sich. Ausgemustert werden sollte der Ponton. "Da hatten sie den richtigen gefragt", sagt Helm, langjähriges Clipper-Mitglied und damals als Bauingenieur bei HDW. "Clipper nahm das Erbe an und die 'Mississippi' wurde 1989 unser Vereinshaus." Gerd Helm: "Morgens und abends wurden Tausende von Werftarbeitern hier hindurchgeschleust. Mehr als 40 Jahre legten an diesem Ponton mächtige Fähren - meist unsanft - an, um die Männer auszuspucken oder nach Hause zu bringen."

Bis auf die rotbraune Farbe - früher war die Mississippi grau gestrichen - hat sich rein äußerlich nichts Gravierendes an der Fassade geändert. "Als wir den Ponton 1984 bekamen, wurde er wasserdicht gemacht und komplett entkernt.", sagt Gerd Helm, "wir schafften neue Räume auf zwei Etagen und legten eine Heizungsanlage mit Warmwasserversorgung. Außerdem gibt es sanitäre Einrichtungen und eine großzügige Kombüse, auf die wir sehr stolz sind." Unverändert ist die von der Wasserseite des Überwinterungshafens gelegene Glaskanzel, die einst die rund um die Uhr besetzte Pförtnerloge auf der "Mississippi" war.

Während sich im Sommer eine kleinere Gruppe von Senioren - sie sind alle längst mehr als 65 Jahre alt - trifft, um rein Schiff bei Clipper zu machen, "arbeiten wir im Winter mit rund 40 Personen hier", sagt Peter Brückner, "denn dann ist unsere Flotte zurück, und es gibt jede Menge zu tun." Gerd Helm ergänzt, dass "wir spätestens dann noch dringend einen Elektroschweißer bei uns begrüßen würden."

Vorher jedoch sticht die Gruppe der alten "Clipper"-Herrn selbst mit der "Seute Deern" Ende August in See. Von Köge in Dänemark geht es über die Ostsee nach Saßnitz auf Rügen. Das bedeutet für die Truppe eine Woche Sonne, Wind und Meer. Das haben sich die Männer wirklich verdient.