Was als Anerkennung freiwilliger Helfer gedacht ist, könnte die Gemeinden teuer zu stehen kommen

Winsen. Noch bevor das Projekt im Landkreis Harburg so richtig anläuft, scheint die Ehrenamtskarte wenigstens im Kreis schon zum Flop zu werden. Im Dezember 2007 legte das Land Niedersachsen die Ehrenamtskarte auf. Mit ihr sollen Menschen, die ein Ehrenamt ausüben, ob bei der Feuerwehr, bei Sportvereinen oder beim Technischen Hilfswerk, in öffentlichen Einrichtungen Vergünstigungen bekommen. So sollen beispielsweise Feuerwehrleute weniger Eintritt für Schwimmbäder und Büchereien bezahlen. Das Land will damit das Engagement jener Menschen würdigen. Dahinter steht der Versuch, das Ausüben von Ehrenämtern für die Bürger ein wenig attraktiver zu machen.

Aber bei der Umsetzung hapert es gewaltig. Im Landkreis Harburg haben sich bislang lediglich drei Kommunen bereit erklärt, bei dem Projekt mitzumachen. In der Kreisverwaltung wurde gar eine Ehrenamt-Beauftragte ins Amt gehoben, und eine Arbeitsgruppe erarbeitet ein Konzept für die Ehrenamtskarte, die für jeweils drei Jahre gilt.

Karte soll in den Rathäusern der Gemeinden beantragt werden

Auch wenn der Landkreis die Federführung für die Umsetzung des landesweiten Projektes übernommen hat, die Karte soll in den Rathäusern der Gemeinden beantragt und ausgegeben werden. Die Kommunen sollen dann die Vergünstigungen in ihren Schwimmbädern und Büchereien gewähren.

Die Samtgemeinde Hollenstedt beispielsweise will sich nicht an dem Projekt beteiligen. Der Rat hat abgelehnt. Samtgemeindebürgermeister Uwe Rennwald (parteilos): "Es geht hier nicht darum, das Ehrenamt zu schmälern oder nicht zu würdigen. Der Verwaltungsaufwand ist einfach zu groß. Die Austeilung der Karte ist natürlich an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Die Gemeinden müssen die Anträge ausgeben, annehmen und bearbeiten. Die Berechtigung muss im Einzelfall geprüft werden. Und diese Karte ist eine Karte mehr in unserer von Cards und Karten überfluteten Gesellschaft. Meiner Ansicht nach gibt es weitaus bessere Möglichkeiten, Menschen, die sich in Ehrenämtern engagieren, zu würdigen und ihren Dienst zu lohnen."

Um nun auf politischer Ebene etwas Druck auszuüben, haben die Fraktionen CDU und FDP im Kreistag gerade einen Antrag an den Kreistag gestellt, der in der nächsten Sitzung des Kreisausschusses und beim nächsten Kreistag am 28. Oktober auf die Tagesordnung gesetzt werden soll.

Ehrenamt muss noch sichtbarer anerkannt werden

Darin heißt es: "Der Landrat wird gebeten, die wichtige Bedeutung des Ehrenamtes noch stärker in das Bewusstsein der Bürger und auch der Wirtschaft des Landkreises Harburg zu tragen."

Auch die Kreistagsabgeordneten selbst müssten, so die Forderung der beiden Mehrheitsfraktionen, in ihren Gemeinden darauf hin wirken, "dass auch dort das Ehrenamt gestärkt wird und ebenfalls eine Beteiligung an der Ehrenamtskarte erfolgt". CDU-Fraktionschef Dr. Hans Heinrich Aldag: "Ehrenamt ist attraktiv. Von der Ehrenamtskarte profitieren die Inhaber in ganz Niedersachsen, denn sie ist landesweit gültig." Und der FDP-Fraktionschef Jürgen Kempf ergänzt: "Es muss Ziel sein, das Ehrenamt auch in unserem Landkreis noch sichtbarer anzuerkennen und den vielen Menschen, die sich unentgeltlich für das Gemeinwohl einsetzen, zu danken und ihnen etwas zurückzugeben beziehungsweise Vergünstigungen einzuräumen."

Die Gemeinde Seevetal gehört zu den drei Kommunen, die sich bislang an dem Projekt "Ehrenamtskarte" beteiligen. In Hittfeld wurden bereits Ehrenamtskarten ausgegeben.