Das Schmalblättrige Greiskraut breitet sich immer weiter aus

Wilhelmsburg. Was blüht uns denn da? Wir haben doch Herbst und keinen Frühling. Wer über die Autobahn rauscht, traut insbesondere an der A1 in Höhe Stillhorn seinen Augen kaum. Fahrbahnränder und Mittelstreifen sind in leuchtendes Gelb getaucht, ein schön anzusehendes Blütenmeer. Aber Botaniker warnen: Bei den Pflanzen handelt es sich um das "Schmalblättrige Greiskraut" (Senecio inaequidens), eine gefährliche Wucherpflanze, die sich seit etwa 50 Jahren von Südwest- nach Nordosteuropa ausbreitet und sich im Hamburger Raum insbesondere im Bereich Wilhelmsburg stark vermehrt hat - nicht nur an Straßenrändern sondern inzwischen auch auf Wiesen kommt das Gewächs vor.

Gelangt das Greiskraut in die Nahrungskette, kann es bei Mensch und Tier Vergiftungen auslösen. Rinder und Pferde sollen daran bereits gestorben sein, weil sie mit dem Kraut vermengtes Heu oder Silage zu fressen bekamen. Und auch in Mischsalaten aus dem Supermarkt soll das Blattwerk zwischen Rucola, Radicchio, Frisee- und Feldsalat festgestellt worden sein, nachdem Menschen mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus gebracht worden waren.

Die Schweizerische Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen stellt fest, dass sich das ursprünglich in Südafrika bis in Höhen von 2500 Metern wachsende Schmalblättrige Greiskraut, auch Kreuzkraut genannt, insbesondere entlang von Straßen, Bahnlinien und Fließgewässern ausbreitet. Aus dem "Highveld" um Johannesburg/Südafrika, wo die Pflanze ihren Ursprung hat, sollen Samen in Schafwolle nach Europa gebracht worden sein. So breitete sich das Gewächs über die Jahre aus. Die Pflanze gilt als robust und übersteht auch starke Fröste.

Wegen ihres hübschen Aussehens, ihre an Margariten erinnernde Blüten, ist der Greiskrautsamen früher sogar an Straßenrändern ausgesät worden. Die für die Ausbreitung verantwortlichen Früchte der Pflanze tragen eine Art Haarkranz (deshalb auch der Name Greiskraut) und werden vom Wind über weitere Distanzen getragen. Eine Pflanze produziert pro Jahr etwa 30 000 Samen. Der Fahrtwind der Autos auf Autobahnen kommt der Ausbreitung ebenfalls entgegen. Das Greiskraut wächst über mehrere Jahre bis zu einer Höhe von einem Meter. Auch in der Hamburger Umweltbehörde ist die Ausbreitung des Greiskrauts den Angaben nach "als Problem erkannt". Im Gegensatz zu England und der Schweiz, wo Standorte der Pflanze gemeldet werden müssen, gibt es in Deutschland aber noch keine derartige Regelung.

In Deutschland sind etwa 20 Arten des Greis- oder Kreuzkrauts bekannt, die allesamt giftig sind, die Blüten mehr als das Blattwerk. Wegen des bitteren Geschmacks machen die Tiere auf der Weide einen Bogen um die Pflanze. Mit Fütterung von Heu oder Silage haben sie keine Wahl. Die in der Pflanze enthaltenen Alkaloide greifen die Leber an. Das Gift kann auch in Milch oder Getreide gelangen.