Die Jesteburger Schulinitiative gibt den Kampf für eine eigene Integrierte Gesamtschule nicht auf

Jesteburg. "Wir machen weiter." Die engagierten Eltern der Jesteburger Schulinitiative fordern eine eigene Integrierte Gesamtschule (IGS). Der Optimismus im Kampf für eine weiterführende Schule für Jesteburg sei ihnen trotz der Absage aus Hannover für ihre Modellschule keineswegs abhanden gekommen. Vielmehr verpflichte das riesengroße Interesse der Eltern, das sich in den hohen Besucherzahlen der Infoveranstaltungen in den letzten Wochen gezeigt habe, zum Optimismus, sagt Steffen Burmeister von der Jesteburger Schulinitiative.

Wenn in einigen Wochen der neue Schulatlas des Landes Niedersachsen veröffentlicht wird, und, so hofft die Jesteburger Schulinitiative, darin auch dreizügige Gesamtschulen zugelassen werden, dann wollen die Jesteburger eine IGS beantragen. Jesteburgs Samtgemeindebürgermeister Hans Heinrich Höper (parteilos): "Jesteburg braucht nach wie vor eine eigene weiterführende Schule. Und das Land diskutiert gerade über Vier- und Dreizügigkeit an Gesamtschulen. Bislang mussten diese Schulen fünfzügig geführt werden. Wenn man sich in Hannover über eine Dreizügigkeit einigt, sind wir mit unserem nächsten Antrag dabei."

Wie berichtet, hatte das Kultusministerium in Hannover in der letzten Woche der Modellschule Jesteburg eine Absage erteilt. Das Konzept, erarbeitet von Schulinitiative und Leuphana Universität in Lüneburg, mit einer gemeinsamen Beschulung aller Kinder bis zur zehnten Klasse, passe nicht in die Schulpolitik der Landesregierung, so die Begründung aus Hannover. Die Enttäuschung über diese Absage war groß.

Aber die Jesteburger haben gelernt, mit Niederlagen umzugehen. Karl-Heinz Gläser: "Angetreten waren wir vor Jahren mal mit unserer Schule für Alle. Die wurde abgelehnt. Dann fiel in Hannover das Verbot, Gesamtschulen zu bauen. Dann sind wir auf den Zug aufgesprungen und haben uns für eine IGS in Jesteburg eingesetzt. Den Zuschlag bekam Buchholz. Und jetzt werden wir uns für eine dreizügige IGS in Jesteburg einsetzen. Wir klammern uns nicht an unser Modell, für uns ist das Ziel, eine weiterführende Schule mit integrativem pädagogischen Ansatz für Jesteburg zu bekommen."

Sie seien keineswegs nur eine Gruppe von Idealisten, unterstützt durch einen engagierten Bürgermeister, die sich eine Schule in den Kopf gesetzt hätte. Nathalie Boegel: "Die Schuloberzentren wie Winsen und Buchholz werden immer größer und unpersönlicher. Sie platzen aus allen Nähten. Das kann nicht die Zukunft für unsere Kinder sein." Höper ergänzt: "Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden wir spätestens in wenigen Jahren zu spüren bekommen, wenn die Schulen in den ländlichen Gebieten, und dazu gehören auch Jesteburg oder Hollenstedt, leer stehen, weil die Schülerzahlen sinken." Derzeit pendelten täglich rund 700 Jesteburger Schüler vor allem nach Buchholz. Burmeister: "Diesen Kindern und Jugendlichen wollen wir hier im Ort eine schulische Perspektive anbieten." Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass diese Kinder und Jugendliche im Ort Jesteburg fehlten. Burmeister: "Die brauchen keine Monatskarte für das Jesteburger Freibad, sondern für das Buchholzer Schwimmbad, weil dorthin auch ihre Freunde gehen. Sie fehlen in der Freiwilligen Feuerwehr und in den Sportvereinen. Unsere Freizeitangebote im Ort für Kinder und Jugendliche können erste abends starten, wenn die Schüler aus Buchholz zurückkommen."

Die sinkenden Schülerzahlen forderten neue Wege in der Schulpolitik. Dem Landkreis Harburg, so die Kritik der engagierten Jesteburger Eltern, die in der Initiative für eine Jesteburger Schule kämpfen, fehle ein Gesamtkonzept. Da würden jetzt eher zögerlich Gesamtschulen installiert, aber bislang eben nur in den bereits vorhandenen Schulzentren wie Winsen und Buchholz, an den dezentralen Samtgemeinden gehe der Schultrend vorüber. Höper: " In der Landesregierung ist diese Erkenntnis, dass sich das schulische Angebot in Niedersachsen verändern muss, um den demografischen Wandel auffangen zu können, nicht neu. Die Modellschule war so konzipiert, dass sie tatsächlich Modellcharakter für das ganze Land gehabt hätte. Mit der Maßgabe wurden wir aus dem Kultusministerium in Hannover entlassen." Boegel: "Bleibt die Schule, lebt das Dorf."

Und ihr Mitstreiter Karl-Heinz Glaeser fügt hinzu: "An diesen großen Schulzentren mit über 1000 Schülern, die da täglich herum laufen, lässt sich doch kaum soziale Kompetenz vermitteln. Aber genau das ist zum Beispiel die Aufgabe einer Schule, und wo könnte sie diese Aufgabe besser erfüllen, als in einem funktionierenden Sozialgefüge wie in einem Ort wie Jesteburg, wo Kindergarten, Grundschule und weiterführende Schule eng zusammenarbeiten."