Herbstanfang stand vor einigen Tagen auf dem Kalender, kurz und lakonisch. Höchste Zeit für einen letzten Nachsaison-Nachmittag an der See, meinten meine Teuerste und ich.

Die spiegelglatte See ist am Horizont vom Himmel nicht zu unterscheiden. Glatt wie ein blassblau schimmerndes Silbertablett dehnt sich die lichte Weite bis in den entfernten Nebel über der See, verschmilzt nahtlos in flimmernder Diesigkeit. Die Sonne schwebt als rotgoldene Scheibe im Dunst.

Das Licht scheint wie Tau auf die See zu tropfen, wiegt sich leicht in fließenden Farbpfützen. Von irgendwo her dort draußen hinter dem diesigen unsichtbaren Horizont weht leise das dumpfe Pochen einer Schiffsmaschine herüber, der gleichmäßige, starke Herzschlag eines "dicken Pottes". Welcher Kurs liegt auf der Brücke an? "Und der Ruf der Schiffe ist schon von Ferne schwer", schrieb der Hamburger Autor und Dichter Hans Leip in seinen "Geschichten zwischen Süß- und Salzwasser".

Seemöwen stolzieren in regelmäßigen Abständen aufmerksam äugend nahe am Strandkorb vorbei, immer in Erwartung eines mühelos ergatterten Leckerbissens. Nur ein sanfter kühler Windhauch fächelt manchmal diesen unvergleichlichen Duft von Salzwasser und Seetang über den Strand.

Ein Nachsaison-Nachmittag voller unambitionierter Ruhe und Gelassenheit. Sehen, riechen, hören. Könnten wir doch die Stimmung des ganzen Nachmittags einpacken und mitnehmen, um sie dann irgendwann im kommenden Winter einfach neu zu erleben, flüchtige, fragile Souvenirs. Vielleicht helfen dabei ja die kleinen Muschelschalen, die meine Teuerste gerade im seichten Wasser sammelt.