Die Eigenheimer in Kirchdorf waren schon immer ein wehrhaftes Völkchen: In den 1970er-Jahren kämpften sie für einen Lärmschutz an der S-Bahntrasse.

Sie leisteten erfolgreich Widerstand gegen den Bau einer Müllverbrennungsanlage in Wilhelmsburg. Und sie brachten Pläne von Politik und Verwaltung zum Scheitern, die "grüne Lunge" in ihrer Siedlung zu verdichten.

Nun leben die Kirchdorfer Siedler, manche schon in der dritten Generation, nicht gerade unkomfortabel auf der Elbinsel: Ihre Grundstücke haben eine Größe von 1000 Quadratmetern - aus stadtplanerischer Sicht gibt es sicherlich auch Argumente, die Siedlung ein wenig zu verdichten. Heute benutzt ja kaum einer noch seinen Garten, um Kartoffeln und Kohl anzubauen.

Den Lärm der Bahntrasse kennen die Siedler schon seit Jahrzehnten. Jetzt soll auf die Westseite des Bahndamms noch die Wilhelmsburger Reichsstraße verlegt werden. Gleichzeitig will die Stadt auf beiden Seiten einen modernen Lärmschutz bauen. Da die Siedler östlich des Bahndamms leben, dürfte der Lärm für sie also nicht zunehmen, im besten Fall sogar abnehmen. Wer heute durch die Siedlung geht, der hört, dass vor allem die Siedler direkt an der Bahntrasse vom Lärm betroffen sind. In großen Teilen der Siedlung ist der Lärm gar nicht zu hören. Die Siedler haben jetzt ein Recht darauf, dass Experten haarscharf ausrechnen, wie sich der Dezibel-Haushalt nach der Reichsstraßen-Verlegung verändert.