Eltern und Lehrer fürchten um Bestand anderer Schulen im Einzugsbereich Winsen

Winsen. Der Landkreis Harburg steht unter Druck. Das Interesse der Eltern an der Jesteburger Modellschule von Klasse eins bis zehn ist groß. Derzeit tourt der Jesteburger Elternverein, der dieses Modell gemeinsam mit der Lüneburger Leuphana Universität konzipiert hat, durch den Landkreis, um die Schule vorzustellen. Am Dienstag beispielsweise kamen rund 400 Eltern in die Jesteburger Turnhalle, um sich zu informieren. Unterdessen ist die Kreisverwaltung damit beschäftigt, in Hannover Landesmittel für die Modellschule einzuwerben. Ein Nein aus Hannover wäre fatal, der Protest der Eltern im Landkreis sicher. In der nächsten öffentlichen Sitzung des Schulausschusses des Kreistages wird die Verwaltung einen ersten Bericht zum Stand der Verhandlungen liefern.

Ebenfalls auf der Tagesordnung am Mittwoch, 29. September, im Kreishaus: die Integrierte Gesamtschule (IGS) in Winsen. Der Protest gegen eine zweite IGS regt sich. Noch bevor der Kreistag sich für einen zweiten Standort Winsen entschieden hat, befürchten Elternräte und Schulleiter der Winsener und Steller Schulen um die Existenz ihrer Schulen. Der Kreistag hatte in seiner jüngsten Sitzung die Kreisverwaltung beauftragt, einen möglichen Standort für die eine fünfzügige IGS in Winsen zu untersuchen. Diesen Untersuchungsbericht wird die Verwaltung nun vorlegen.

Zwei Standorte rücken in die engere Wahl: das Schulzentrum in Winsen-Roydorf und das Schulzentrum an der Bürgerweide. In beiden Fällen würden Gymnasium und Realschule dort räumlich und in ihrer Zügigkeit reduziert werden. Bei einem Aus- und Umbau der Realschule Bürgerweide veranschlagt die Verwaltung ein Investitionsvolumen von rund 8,3 Millionen Euro. "Wir halten die Möglichkeit, eines der beiden Gymnasien auf eine Dreizügigkeit zu beschränken, in vielerlei Hinsicht für kontraproduktiv, denn diese Dreizügigkeit würde das jeweils betroffene Gymnasium nicht im Mindesten stärken, sondern erheblich schwächen", sagt Michael Kiselowa, Vorsitzender des Schulvorstandes.

Auch Schulelternrat, Schülerrat, Personalrat sowie Schulleitung der Johann-Peter-Eckermann-Realschule in der Bürgerweise fürchten um ihre Schule. Gerade für den nordöstlichen Bereich der Kreisstadt Winsen sei es wichtig, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die eigenverantwortliche Eckermann-Schule als Realschule weiter zu entwickeln. Auch müsse im Zentrum von Winsen das bewährte Realschulangebot aufrechterhalten werden. "Zum Wohle unserer Schülerinnen und Schüler identifizieren wir uns sehr mit unserer Realschule und hoffen auf eine positive Entscheidung zum Weiterbestand", heißt es weiter in der Erklärung. Und: Die Eckermann-Schule gehöre zu den besten Realschulen Niedersachsens, was auf das überaus hohe Engagement der Eltern, Lehrer und Schüler zurückzuführen sei. Eine Schwächung der Schule durch eine IGS sei nicht wünschenswert.

Besonders hart würde eine Winsener IGS die Steller Realschule Am Buchwedel treffen. Bei ihrem Standort-Gutachten kommt die Kreisverwaltung zu dem Schluss: "Die verbleibenden Schülerzahlen der Realschule Stelle lassen einen dauerhaften Weiterbetrieb nicht zu." Stelles Bürgermeister Joachim Wilcke (CDU) hält dagegen: "Diesem Szenario möchte ich widersprechen. Die Schule Am Buchwedel ist vor zehn Jahren als Haupt- und Realschule eingerichtet worden. Die umfangreichen und kostenintensiven Aus-, Umbau- und Modernisierungsarbeiten haben eine attraktive Schule entstehen lassen, die mit modernster technischer Ausstattung Schulwissen vermitteln kann. Schüler und Eltern identifizieren sich mit ihrer Schule." Wilcke fordert, dass das Überleben gewährleistet wird.

Wenn der Kreistag seinen Fahrplan, 2011 mit der neuen IGS zu starten, einhalten will, müssen jetzt erste Weichen für den Standort gestellt werden. Ebenfalls auf der Tagesordnung steht der SPD-Antrag auf "Schaffung einer gymnasialen Außenstelle des Winsener Gymnasiums in der Elbmarsch an der Ernst-Reistorf-Schule".