Trotz des Platzmangels der Technischen Universität in Harburg werden 1400 Quadratmeter in der Schwarzenberg-Kaserne nicht ausgebaut.

Harburg. Kaum wurde die Grundsteinlegung für das neue TU-Hauptgebäude in der ehemaligen Pionierkaserne am Schwarzenberg groß gefeiert, macht sich auch schon Katerstimmung breit. Denn AStA-Vorsitzender Jonathan Barth wies die etwa 250 Gäste aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft in seiner kritischen Ansprache auf ein wesentliches Detail des Bauprojekts hin. "Obwohl die Studenten mehr Platz für Forschung und Lehre benötigen, wird der historische Ostflügel der Kaserne nicht ausgebaut", sagte er.

Die zusätzlichen Räumlichkeiten in den dem Ostflügel benachbarten Trakten des Hauptgebäudes - 18 neue Lern- und Übungsräume, 16 PC-Arbeitsplätze sowie 44 Einzelarbeitsplätze rund um eine Galerie und das Kommunikationszentrum - würden die Situation lediglich etwas entspannen.

Mit diesen Informationen sorgte Barth für eine böse Überraschung bei den Ortspolitikern. "Uns wurde dieser Sachstand nicht mitgeteilt. Wir werden bei Wissenschaftsbehörde und Bezirk prüfen lassen, ob das überhaupt richtig ist", so Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung, aufgebracht.

Der Ostteil des Gebäudes birgt etwa 1000 Quadratmeter - Fläche, die die Studierenden laut Barth dringend benötigen. "Umso mehr ist es peinlich, dass dieser Flügel der Universität nicht zur Verfügung steht. Jetzt muss die TU für teures Geld unter Umständen Büroräume im Channel anmieten, damit dort Seminare stattfinden können. Dabei wäre im neuen Hauptgebäude Platz genug. So ein Quatsch", wettert Heimath.

Auch Ralf Dieter Fischer, Chef der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung, ist nicht zufrieden mit der TU-Situation. Er wusste schon erheblich früher von dieser Tatsache und offenbart einen Skandal: "Bereits aus einem Senatspapier vom Februar dieses Jahres geht hervor, dass man gar nicht daran dachte, diesen Trakt dem Universitätsbetrieb zur Verfügung zu stellen", berichtet Fischer der Rundschau. Dach, Fassade und Fenster würden hergerichtet werden. "Aus Kostengründen, so hieß es schon zu Beginn des Jahres, wird auf den Innenausbau verzichtet", so Fischer. Dafür habe der Senat eine andere Idee gehabt, wie der Gebäudeteil der alten Pionierkaserne genutzt werden könnte. Fischer: "Da sollte das Fraunhofer-Center für maritime Logistik hinein." Der Christdemokrat optiert jedoch dafür, dass die TU ins gesamte Hauptgebäude einzieht. "In den kommenden Jahren haben wir viel mehr Abiturienten auf dem Markt, als zuvor. Daher ist es klar, dass die TU mehr Platz braucht." In der Tat könne man sich auf Bezirksebene dafür einsetzen. Allerdings: "Über allem schwebt das Damoklesschwert der Sparklausur. Wir müssen abwarten, was der Senat entscheidet." Im Übrigen habe die Uni gepennt. Längst hätte Präsident Kreuzer den erhöhten Raumbedarf anmelden können. "Dann muss man sich auch nicht wundern, dass der Innenausbau nicht stattfindet."

TU-Präsident Edwin Kreuzer weist die Kritik von sich: "Schon lange ist bekannt, dass wir unter Raumnot leiden. Wir bedauern diese Entscheidungen. Sie sind nicht im Interesse unserer Studenten."

Was bislang noch nicht bekannt ist: Auch im Westflügel führen einige Treppen ins Nichts. "Ich schätze, dass wir dort ebenfalls aus Kostengründen etwa 400 Quadratmeter nicht anfassen werden", sagt Henning Tants, Vorstandsvorsitzender der Sprinkenhof AG, die die Bauarbeiten durchführt.

Auf der anderen Elbseite, bei der Behörde für Wissenschaft und Forschung, die Bauherr des Hauptgebäudes ist, schiebt man alles auf den Sparzwang. Deshalb müsse man sich bei der TU schon mit einer günstigeren Fassade fürs Hauptgebäude abfinden, als ursprünglich geplant gewesen sei. Der Innenausbau des Ostflügels hätte weitere 1,7 Millionen Euro verschlungen - Geld, das der Haushalt der Stadt nicht mehr hergibt. "Wir mussten halt abspecken, wo es geht. Sicherlich hätten wir uns eine andere Lösung gewünscht", sagt Behördensprecher Timo Friedrichs. Wie lange es den Leerstand geben und wer für die verwaisten Räume zuständig sein wird, weiß niemand. "Wir können noch nicht sagen, ob der Gebäudetrakt der TU übergeben wird, ob die Sprinkenhof AG ihn betreut oder ob er einer Gesellschaft wie die SaGa GWG im Rahmen eines Leasing-Programms anvertraut wird", so Friedrichs. Klar sei indes, dass das Fraunhofer-Center nicht dort einziehen werde. Außerdem hoffe man auf das vom Senat geplante Hochschulbauprogramm, von dem Hamburgs Universitäten laut Friedrichs erheblich profitieren sollen. Doch wenn der Geldregen tatsächlich komme, habe die TU keine Priorität. Friedrichs: "Es ist leider so: Wenn kein Geld da ist, können wir es nicht zur Verfügung stellen."