Nach dem Start der Integrativen Gesamtschule Buchholz verändert sich die Schullandschaft

Buchholz. Seit anderthalb Monaten wird in der neuen Integrativen Gesamtschule Buchholz nun gelernt. Kritiker sagten im Vorfeld ein "Ausbluten" der Haupt-, Real- und Gymnasien voraus, würde diese Schulform wirklich kommen. Aber wie sieht es nach dem Start der IGS tatsächlich in der Buchholzer Schullandschaft aus, zum Beispiel an den beiden Realschulen?

"Als vor etwa 14 Monaten entschieden wurde, dass unsere Schule zugunsten der IGS auslaufen soll, waren wir sehr traurig", sagt Peter Menck, Schulleiter der Realschule I am Buenser Weg. "Aber ich habe auch gesagt: Es hilft nichts, das ist der Elternwille, und wir müssen uns an die neue Situation anpassen." Jahr für Jahr wird die Realschule nun Räume an die IGS, die in "ihrem Schulgebäude" angesiedelt wurde, abgeben.

Die dreizügigen Jahrgänge werden in dieser Stärke bestehen bleiben

Dieses Schuljahr wurde erstmalig kein fünfter Jahrgang angenommen. Zum Schuljahr 2013/14 sollen die insgesamt vier noch verbleibenden neunten und zehnten Klassen von der Realschule II Am Kattenberge übernommen werden. Schon jetzt unterrichten zwei Lehrer der Realschule I an der IGS, eine weitere Lehrkraft ist an die Realschule Am Kattenberge gewechselt.

Ob die Motivation im Kollegium aufgrund dieser Situation nachgelassen hat? "Auf keinen Fall", betont der Schulleiter. "Die Eltern wissen, dass man bei uns gut zum Abschluss geführt wird, und das wird auch so bleiben." Wenn sich die Realschulen im kommenden Jahr neue Profile geben, wird sich auch die Realschule am Buenser Weg positionieren. "Wir sind sehr gut aufgestellt in den Bereichen Wirtschaft und Sprachen", betont Peter Menck. Von Endzeitstimmung könne keine Rede sein. Die dreizügigen Jahrgänge werden in dieser Stärke bestehen bleiben, da ist sich der Schulleiter sicher, nur die Jahrgangsstufe sechs und neun sei zweizügig.

Die Zeiten in denen die Realschule Am Kattenberge dreizügig war sind vorbei. Und nicht nur das: "In diesem Schuljahr haben wir zum ersten Mal fünf Klassen in der Jahrgangsstufe fünf eingerichtet", sagt Schulleiterin Mara-Angelika Nöhmer. Von einem "Ausbluten" ist in der Realschule II wahrlich nichts zu spüren. Besuchten im Schuljahr 2009/10 etwa 560 Schüler die Schule sind es seit diesem Sommer 612. Diese Entwicklung führt zu Platzproblemen. Schon jetzt sind vier Klassen in Containern untergebracht. "Und auch der neue Anbau wird die Situation nicht entschärfen", sagt Mara-Angelika Nöhmer und schaut aus dem Fenster. Vor ihrem Büro wird seit vergangener Woche gebaut. "Bisher konnten wir einige Räume im benachbarten Gymnasium belegen. Dieses bekommt aber auch einen Neubau, in dem für uns kein Platz mehr sein wird - daher die Erweiterung."

Bei der Planung dieser Erweiterung vor etwa zwei Jahren hat der Schulträger, der Landkreis Harburg, vorsichtig gerechnet und ist von einer Dreizügigkeit der Schule ausgegangen. Doch es kam anders - und das hat verschiedene Gründe: "Zum einen sind wir mittlerweile die einzige Realschule in Buchholz, die Fünftklässler aufnimmt. Außerdem wurden die Einzugsgebiete der Stadt Buchholz aufgelöst", so Mara-Angelika Nöhmer. Immer mehr Eltern meldeten ihre Kinder an ihrer Realschule an. Aus dreizügigen, wurden vierzügige Klassen. "Außerdem dürfen seit Juni 2010 auch die Schüler aus Jesteburg die Schulen in Buchholz besuchen. Und 2013 kommen die verbleibenden Realschüler aus dem Buenser Weg zu uns, so dass wir in diesem Jahr im schlimmsten Fall in elf Containern unterrichten müssten."

Würde im Schuljahr 2011/12 die IGS Winsen starten, wäre mit einer Entspannung Am Kattenberge zu rechnen. Denn für die IGS Buchholz interessierten sich viel mehr Eltern aus dem gesamten Landkreis Harburg als im Vorfeld erwartet. Die Buchholzer Schüler, die aus diesem Grund keinen Platz an der IGS bekommen hatten, wurden in den örtlichen Haupt- und Realschule sowie den Gymnasien angemeldet.

"Wenn die IGS Winsen kommt, rechnen wir im kommenden Schuljahr mit einem vierzügigen fünften Jahrgang", so Mara-Angelika Nöhmer. "Doch auch dann fehlen uns de facto sechs Klassenräume."

Am Kattenberge fehlen de facto sechs Klassenräume

In der Kreisverwaltung weiß man um diese Problematik. Über vier Lösungsansätze werde bereits nachgedacht. "Eine Möglichkeit wäre, in Jesteburg im Rahmen eines Schulversuchs eine Realschule einzurichten. Die würde die Buchholzer Realschulen auf Dauer entlasten", teilte Friedrich Goldschmidt, Bereichsleiter Ordnung und Schule des Landkreises Harburg, der Rundschau mit. Zum anderen könnte man einen Teil der nachwachsenden Schüler der Realschule Nenndorf zuordnen. Dann müssten allerdings im Rahmen der Schulbezirksordnung Teile von Buchholz an Nenndorf gehen. Die dritte Möglichkeit: Die räumliche Erweiterung des Anbaus der Realschule Am Kattenberge. "Nicht zuletzt könnten wir aber auch erst einmal die Anmeldezahlen für eine IGS Winsen abwarten", so Friedrich Goldschmidt. In den kommenden Wochen werde der Kreisschulausschuss über dieses Thema beraten.