Wenn irgendwo auf der Welt ein Erdbeben geschieht, dann hören wir von der Richter-Skala. Eine Zahl von eins bis zehn drückt aus, in welcher Stärke dieses Erdbeben stattgefunden hat, beziehungsweise mit welcher Art von Schäden gerechnet werden muss.

Bei Stufe eins ist es für Menschen gar nicht wahrnehmbar, bei Stufe neun wäre es eine Katastrophe größten Ausmaßes. So weit, so verständlich.

Inzwischen beobachte ich ein ganz anderes Phänomen, das offenbar auch auf Information für eine leicht ablesbare Skala scharf ist. Das passiert mit schönster Regelmäßigkeit bei Sportberichten im Fernsehen, und ich ärgere mich regelmäßig darüber. Nehmen wir einmal an, Schalke 04 verliert ein sicher geglaubtes Spiel. Das soll ja ab und zu vorkommen. Dann fragt der Reporter garantiert den Trainermanager Felix Magath: "Wie enttäuscht sind Sie, dass Ihre Mannschaft durch den Treffer in der 91. Minute verloren hat?" Ich bewundere in dem Fall die Gelassenheit, mit der auf solch eine einfältige Frage mit ganz normalen Erklärungen zum Spielverlauf reagiert wird. Eigentlich wäre es doch einfacher, der Trainer würde einfach sagen: "Fünf." Auf der Erdbeben-Skala würde das "leichte Schäden" bedeuten. Denn der Trainer weiß ja, dass er noch ein paar Spiele bis zur Meisterschaft hat.

Kurz vor Ende der Saison, wenn Meisterschaft oder Abstieg auf Messerschneide stehen, könnte er einfach "Sieben" sagen. Der Richter-Skala-Erfahrene weiß dann, dass der Trainer von großem Schaden redet.

Ebenso könnte der Trainer aber auch dem Reporter eine Gegenfrage stellen: "Wie platt finden Sie die Frage eigentlich?" Dann müsste der TV-Reporter antworten: "Neun." Das bedeutet: Katastrophal.