Berufsfindungstag in Wilhelmsburg wird mit Workshops vertieft

Wilhelmsburg. Eine Zukunft im Musikbusiness - davon träumen viele Jugendliche. Dass der Weg dorthin nicht nur über Castingshows im Privatfernsehen führt, die schnellen Ruhm als "Superstar" versprechen, zeigt der Berufsfindungstag "Your Future in Music", der gestern zum zweiten Mal im Bürgerhaus Wilhelmsburg vom "Netzwerk für Musik von den Elbinseln" organisiert wurde. Dort konnten sich Schüler der achten und neunten Klassen Informationen um Berufsfelder rund um die Musik holen,vom DJ oder VJ über Dirigent zum Musicaldarsteller, Kommunikationsdesigner und Kulturmanager. In den Herbstferien wird es vom 11. bis 15. Oktober für Interessierte weiterführende Workshops zu den verschiedenen Bereichen geben. Dort können die Jugendlichen auch praktische Erfahrungen sammeln. Die Ergebnisse werden auf einem finalen Konzert zum Thema "Meine Zukunft Wilhelmsburg?!" präsentiert.

"Wir wollen das Bild des Popstars runterbrechen und Visionen schaffen, was man sonst noch alles im Musikbereich machen kann", sagt Katja Scheer. Sie ist im Bürgerhaus für den Bereich Musik und auch für das "Netzwerk für Musik von den Elbinseln" zuständig.

Über dieses Netzwerk ist es ihr auch gelungen, die vielen hochkarätigen Fachleute zu versammeln, die in 45-minütigen Sitzungen von ihrem beruflichen Werdegang und Arbeitsleben erzählen, darunter die Organisatoren des Dockville-Ferstivals oder Musicaldarsteller der Hamburger Aufführung von "König der Löwen".

Das Angebot kommt gut an. Melina, Sophie, Julia, Laura und Tina, alle 13 Jahre alt, sind begeistert. "Es macht total viel Spaß", finden sie. "Erst dachte ich, es wird langweilig, aber man kann sich so viele verschiedene Workshops ansehen", sagt Laura.

Sie kommen gerade vom Label Pussy Empire Recordings. Als nächstes werden sie sich von DJ Lil Lust das Plattenauflegen erklären lassen.

Ümmürhan Algün, 17, ist extra aus Neuwiedenthal gekommen, um sich zu informieren. Im Gegensatz zu vielen Besuchern, die erst mal nur schnuppern wollen, weiß sie genau, was sie später einmal machen will: Songwriting. "Als ich von dem Berufsfindungstag hört, habe ich mir gedacht, da musst du hin!", sagt sie. "Ich wollte immer mit Musik zu tun haben, aber wusste nie, was man machen kann. Hier habe ich viel gelernt und Kontakte geknüpft. Ich weiß jetzt, wer mir weiterhelfen kann."

Der Musiker Mounir "Mo" Bahla, der selbst in Wilhelmsburg aufgewachsen ist und den Workshop Gesangscoach leitet, kennt die Schwierigkeiten von Jugendlichen, die sich für einen Job in der Musikbranche interessieren. "Für viele Kinder hier ist es gar nicht möglich, sich eine Vorstellung jenseits von den klassischen Berufen wie Maurer oder Briefträger zu machen. Die wenigsten wissen, dass man an der Uni Hamburg zum Beispiel auch ohne Abitur Gesang studieren kann, wenn man den Aufnahmetest besteht."

Auch für Daniel, 13, Christopher und Bruno, 14, von der Stadtteilschule Bonifatius ist das der Vorteil an der Veranstaltung. Alle drei haben sich bei Mo Bahla zum Workshop im Oktober angemeldet. Dafür opfern sie auch gerne einen Teil ihrer Ferien. Vor allem aber haben sie gelernt, dass man den Einstieg ins Musikgeschäft schaffen kann, wenn man nur Zähigkeit beweist, wie alle Dozenten immer wieder betonen.. "Es geht auch ohne Abi, man braucht nur Talent, das war mir vorher nicht so klar", sagt Christopher.

Zu den Workshops vom 11. bis zum 15. Oktober sind Anmeldungen bis zum1. Oktober beim Bürgerhaus möglich unter 040/75 20 17 14.