Seevetalerin verschenkte den Hund einer Nachbarin

Winsen. "Bei allem was mir heilig ist, ich wollte ihr nichts Böses. Ich wollte nur das Beste für den Hund. Er war bei Frau M. einfach nicht gut aufgehoben", sagte Milica B. gestern vor dem Amtsgericht Winsen aus. Ihre Stimme überschlug sich, dann senkte sie den Blick und fing an zu weinen.

Die 53-jährige Seevetalerin soll im November 2009 den Hund ihrer Nachbarin Doris M., während deren Krankenhausaufenthalts, an sich genommen und dann in die Hände Dritter weitergegeben haben. Nach deren Entlassung habe Milica B. den Aufenthaltsort des Tieres nicht verraten - so die Aussage der 61-jährigen Doris M.

Und das sei noch nicht alles. Nach ihrer Heimkehr sei ihr auch aufgefallen, dass Schmuck aus ihrer Wohnung verschwunden sei, ein Goldring mit sechs Brillanten im Neuwert von 1600 Euro sowie ein Goldarmband im Neuwert von 550 Euro. Auch diese Schmuckstücke habe Milica B. genommen, so die Zeugin.

"Aber das war doch alles abgesprochen", beteuerte die Angeklagte. Am 4. November 2009 sei sie von ihrer Nachbarin um Hilfe gerufen worden, weil es ihr so schlecht gegangen sei. Milica B. habe von den Alkoholproblemen und den Depressionen Doris M's. gewusst und den Notarzt gerufen. "Vorher haben wir besprochen, dass ich den Hund nehme und für ihn sorge oder ein gutes Zuhause für ihn suche. Doris M. war einverstanden und hat mir gesagt, wo sein Impfpass ist und etwas Geld."

Dieses Gespräch habe so nicht stattgefunden - betonte Doris M. Vielmehr habe Milica B. ihren Haustürschlüssel beim Eintreffen des Notarztes einfach eingesteckt. Ihr wäre es außerdem viel lieber gewesen, wenn eine andere Nachbarin, Sabine D., den Hund während ihres Krankenhausaufenthalts in Pflege genommen hätte.

Hintergrund: Ursprünglich gehörte der Yorkshire-Mischling Benij Milica B. Sie hatte ihn vor zehn Jahren an den Zeugen Ernst B. abgegeben. Auch der Gastwirt kannte Doris M. - und hatte ihr den Hund vor fünf Jahren überlassen, mit der Auflage, ihn artgerecht zu versorgen. "Aus therapeutischen Zwecken. Wir dachten, dass er ihr gut tut", so die Version von Milica M. "Das stimmt nicht, er hat ihn mir geschenkt, weil er aus beruflichen Gründen keine Zeit mehr für ihn hatte", Doris M.

Und so bekamen Staatsanwalt und Richter die Geschichte immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Den Schmuck und das Geld habe Milica B. an sich genommen, da noch während des Krankenhausaufenthalts die Entmündigung der Zeugin drohte. "Das Geld habe ich für Benjis Tierarztbehandlungen gebraucht, und den Schmuck wollte ich für sie aufbewahren, damit er ihr nicht weggenommen wird. Ich wollte sie doch in ihrer Notlage nicht ausnutzen", versicherte Milica B. Und das alles habe sie vorher mit ihrer Nachbarin Sabine D. besprochen.

Sabine D. sollte als Zeugin ebenfalls gehört werden, ebenso wie ihr Mann Oliver, Ernst E. und Monika B., in deren Obhut Milica B. den Hund gegeben hatte. Die Übergabe des Hundes an Frau M. hatte in Gegenwart der Polizei stattgefunden. Zur Anhörung der übrigen Zeugen kam es nicht mehr. Das Gericht stellte das Verfahren nach zwei Stunden Verhandlung ein. Milica B. muss 600 Euro Strafe zahlen. "Wir glauben dass Sie es gut gemeint haben, sich nicht bereichern wollten", so der Richter "aber Sie haben es einfach zu gut gemeint."