Meine Schreibunterlage habe ich weggeworfen.

Sie bestand aus weißen Papierbögen, die man abreißen kann, wenn sie bekritzelt sind. Es war kein weißer Bogen mehr übrig.

Jetzt habe ich eine abwaschbare Schreibunterlage. Dort können sich keine von mir gekritzelten Strichmännchen mehr tummeln und von Besuchern entdeckt werden. Von anderen Leuten entdeckt zu werden, ist meinen Strichmännchen äußerst unangenehm. Strichmännchen sind meine lustigen Begleiter, wenn ich zum Zuhören verurteilt bin.

Da ich oft am Schreibtisch telefoniere, versammeln sie sich allmählich unaufgefordert auf jeder weißen Papierfläche. Sie führen meine Hand mit dem Kugelschreiber, die sie wie unabsichtlich Gestalt annehmen lässt. Bei manchen Telefonaten wollen sie mir fröhlich Gesellschaft leisten und die Langeweile vertreiben. Je nach Gesprächspartner agieren sie während des Zuhörens in verschiedensten Körperhaltungen.

Dabei geben sie in Sprechblasen Antworten und äußern respektlose Kommentare, die mir aus Höflichkeit nie über die Lippen kommen würden. Schon seit Jahrzehnten waren sie meine heimlichen Begleiter auf Notizzetteln oder Manuskripten während längerer Konferenzen und Besprechungen. Sie führten und führen im Schutz der Anonymität ein kicherndes Schattendasein. Lustige kleine Kerle, die mir helfen, für ein paar Minuten nicht vernünftig, ernst und womöglich durch und durch erwachsen zu sein.

Sie haben es also verdient, dass sie mit Diskretion behandelt werden. In Zukunft können sie ihr zügelloses Dasein unentdeckt auf kleinen Notizzetteln glücklich genießen. Das bin ich ihnen schuldig.