Die Leipziger Pop-Gruppe hat einen umjubelten Auftritt in der Buchholzer Johannis-Kirche auf

Buchholz. "Sie sind einfach großartig, treffen jeden Ton, genau wie auf der CD", schwärmt Charlin Rennekamp aus Buchholz. Die Augen der 14-Jährigen strahlen. Am Freitagabend besuchte sie mit ihren Eltern und ihren zwei Schwestern ein Konzert der Leipziger Pop-Gruppe "Die Prinzen". Und das fand nicht in der Empore, dem größten Veranstaltungshaus der Nordheide, sondern in der St. Johanniskirche statt.

19.45 Uhr: Hunderte Menschen drängten sich auf dem Platz vor der St. Johanniskirche. An einem Merchandising-Stand können sich die Besucher mit dem wichtigsten Fan-Artikel eindecken: das rote Prinzen-T-Shirt. Es wurden Getränke und Würstchen verkauft und eine Brezelverkäuferin bahnte sich mit einem Korb bewaffnet den Weg durch die Menge.

19.55 Uhr: Die Kirchenglocken läuteten. Voller Vorfreude drängten Charlin mit ihrer Familie in das Gotteshaus. Hier hatte man die Stühle zur Seite geräumt, um den Altar herum eine Bühne aufgebaut: Piano, Schlagzeug, Mikrofone, wie auf einem richtigen Popkonzert. 525 Karten gingen für diesen Abend über den Ladentisch. Das Konzert ist restlos ausverkauft.

20.05 Uhr: Licht aus - Spot an. Charlin und ihre Schwestern reckten die Hälse, den Blick starr geradeaus auf die Bühne gerichtet. Gleich wird es losgehen! Die ersten Töne. Doch die schallten nicht von der Bühne, sondern von der Empore. Rund 400 Menschen drehten sich um, hoben den Blick. Da standen sie, vor der Orgel aufgereiht: Sebastian Krumbiegel, Tobias Künzel, Wolfgang Lenk, Jens Sembdner und Mathias Dietrich, die echten Prinzen. Das Konzert begann mit einem Choral aus dem 15. Jahrhundert.

St. Johannis war die 27. Station auf der "Kirchentour" der Prinzen. "Wir haben fast alle Hallen bespielt, da wollten wir auch einmal an ungewöhnlicheren Konzertorten auftreten", so Sebastian Krumbiegel, "und haben uns an unsere Wurzeln erinnert." In ihrer Jugend sangen die Musiker jahrelang im Leipziger Thomanerchor und im Dresdner Kreuzchor, haben viele Auftritte in Kirchen bestritten.

Mit dem Thema Glaube gehen die fünf Prinzen dabei ganz unterschiedlich um. Wolfgang Lenk sei ein sehr gläubiger Mensch. Sebastian Krumbiegel ist vor Jahren aus der Kirche ausgetreten, setze sich aber intensiv mit dem Thema Glaube auseinander. "Wir freuen uns über die ganz eigene Atmosphäre, die ein solches Kirchenkonzert prägt", sagt Sebastian Krumbiegel. Zurückhalten soll sich das Publikum wegen des kirchlichen Veranstaltungsortes aber nicht. "Es handelt sich um ein ganz normales Prinzen-Konzert. Da wollen wir den Laden rocken", sagt Krumbiegel und lacht. Das ist ihnen gelungen: Die 90er-Jahre-Klassiker "Gabi und Klaus", "Millionär" und "Du musst ein Schwein sein" riefen große Begeisterung beim Publikum hervor.

20.55 Uhr: Pause. Doris Wellmann, 48, aus Buchholz strahlt. 39 Euro hatte sie für ihre Karte gezahlt. Die Sitzplätze auf der Empore kosten 49 Euro. Das Geld habe sich gelohnt. "Auch die neuen Lieder sind einfach klasse", sagt sie begeistert.

Die Texte bissig, pointiert, sarkastisch, die Melodien mal ruhig melancholisch, mal rockig laut. Auch bei den neueren Stücken wie "Frauen sind die neuen Männer", "Nie wieder Liebeslieder" oder "Zurück ins Paradies", welches Sänger Tobias Künzel als besonders passend für ein Kirchenkonzert ankündigte, bewies der Großteil des Publikums Textsicherheit.

"Das ist ja ziemlich familiär hier", sagte Sebastian Krumbiegel, als er sich das Publikum einmal genauer anschaute. Seine Fans an diesem Abend: zwischen sieben und 77.

"Mich freut es besonders für unseren Pastor, dass das Konzert ein solcher Erfolg ist", so Doris Wellmann. "Er stellt immer so viel auf die Beine." Pastor Jürgen Stahlhut hatte die Prinzen in die Kirche geholt - und sich damit gleich selbst einen Wunsch erfüllt. Er wurde am Freitag 46. "Dass die Prinzen zu meinem Geburtstag spielen, finde ich klasse", lacht er und zwinkert. Das Konzert sollte ein Baustein in der neuen Schwerpunktausrichtung der Kirchengemeinde sein. Die "Weitergabe des christlichen Menschenbildes an die nächste Generation" ist ein Schwerpunkt. Der andere: Die Etablierung eines Dialoges "Kirche und Kultur" und damit die Nutzung von Kirche als Veranstaltungsort - so Jürgen Stahlhut. "Es werden also noch viele tolle Konzerte folgen", verspricht der Pastor. Von den Prinzen werden Charlin und die anderen Konzertbesucher mit Sicherheit noch lange schwärmen.