Bürgermeister Christoph Ahlhaus besucht die Aurubis AG und will sich verstärkt um den Hamburger Süden kümmern

Veddel. Es war der vierte Arbeitstag des Ersten Bürgermeisters, als sich zwei schwarze Mercedes-Limousinen aus der Neustadt aufmachten in Richtung Süden. Gerade hatte Christoph Ahlhaus, 40, die Kita "Wolkenzwerge" des Axel Springer Verlages offiziell eingeweiht, da fuhren seine beiden Fahrer das erste Mal in seiner Amtszeit über die Norderelbe nach Veddel, auf die Peute. Dort hat der größte Kupferproduzent Europas seinen Sitz: Der Aurubis-Konzern, in dem europaweit 4800 Menschen arbeiten.

An diesem Dienstagmittag standen 77 junge Menschen vor einem ganz besonderen Tag: Heute beginnen sie ihre Ausbildung bei Aurubis, die früher den weniger modernen Namen Norddeutsche Affinerie hatte, von den Mitarbeitern kurz "Affi" genannt.

Sechs Minuten vor Protokoll, um 12.54 Uhr, fuhr der Bürgermeistertross durch das Werkstor an der Hovestraße und hielt vor der Alten Schlosserei. Ein strahlender Ahlhaus, grauer Anzug, weißes Hemd, rote Krawatte, stieg aus dem Wagen. Der Vorstandsvorsitzende der Aurubis AG, Dr. Bernd Drouven, begrüßte ihn mit einem ausführlichen Händedruck und lud ihn zu einem "Kupfercocktail" ein - "das ist ohne Alkohol und völlig ungefährlich", sagte der Aurubis-Chef, "auf das Wohl der Stadt Hamburg! Ich wünsche Ihnen alles Gute, viel Erfolg und das Quäntchen Glück, das dazu gehört."

Es war der Tag vor dem ersten Arbeitstag, da zog auch Ismail Bachorz, 19, gemeinsam mit seinem Großvater Walter, 68, auf das Werksgelände, um sich gemeinsam mit den anderen 76 Auszubildenden auf den heutigen ersten Arbeitstag einzustimmen. Die Familie Bachorz hat ein Stück Firmengeschichte der Affinerie mitgeschrieben: Walters Vater Leo arbeitete hier als Maler, Walter selbst als Obermeister, 50 Jahre lang. Walters Sohn Thomas, 44, ist Messwart in der Kontaktanlage und dessen Sohn Ismail wird binnen dreieinhalb Jahren die Ausbildung zum Chemikanten durchlaufen.

"Als ich 1956 mit meiner Mutter zum Vorstellungsgespräch auf das Werksgelände kam, dachte ich, ich komme in die Hölle", sagte Walter Bachorz. Eine Schmalspurlok mit einem offenen Kübel fuhr an mir vorbei, in dem war 1300 Grad flüssiges Kupfer."

Früher, sagte Walter Bachorz, da sagten die Leute, "Oh Gott, du arbeitest auf der Affi!" Heute könne sein Enkel stolz darauf sein, in einer modernen Kupferhütte zu arbeiten, die großen Wert auf Umweltschutz lege.

Auch Bürgermeister Ahlhaus schätzt diese Kupferhütte - "dieses Unternehmen ist ein wichtiger Standortfaktor für Hamburg". Es sei für ihn eine "besondere Freude", als einen der ersten Termine die neuen Azubis zu begrüßen. "Für Sie beginnt ein neuer Abschnitt und für mich auch." Auf die Azubis wie auf ihn seien "große Erwartungen" gerichtet. Aber Azubis wie Bürgermeister würden sicherlich "auch mal Enttäuschungen erleben". Voraussetzung für den Erfolg, so der Christdemokrat, sei die Bereitschaft für ein offenes Ohr und einen offenen Geist.

"Mit einem Ausbildungsplatz gibt das Unternehmen vielen Jugendlichen - gerade auch denen mit einem ausländischen Kulturhintergrund - die Chance ihre speziellen Fähigkeiten am Arbeitsplatz und damit auch in unserer Gesellschaft einzubringen", sagte Ahlhaus - erster Applaus für den neuen Bürgermeister in der Alten Schlosserei.

Mit seinem ersten Termin auf den Elbinseln, sagte der Bürgermeister dem Hamburger Abendblatt, möchte er "Spuren der Wertschätzung" hinterlassen. "Hamburg hört nicht im Süden auf. Die Elbe trennt nicht, sie verbindet."

Mit der Internationalen Gartenschau, der Internationalen Bauausstellung und dem Bau der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt zeige die Stadt, wie wichtig der Süden sei. "Der Sprung über die Elbe wird im nächsten Jahrzehnt ein Quantensprung sein."

Zu zwei konkreten Elbinselplänen wollte der neue Bürgermeister nicht explizit Stellung beziehen: Die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße auf die Bahntrasse sei ein Projekt, "das am Laufen ist. Es gibt für mich keinen Grund, in ein laufendes Verfahren einzugreifen". Und ob Hamburg eine Hafenquerspange durch Wilhelmsburgs brauche? "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich an meinem vierten Arbeitstag nicht zu Einzelfällen Stellung nehmen möchte. Aber ich werde mich mit diesen Themen intensiv befassen."