An der TUHH sollen Ingenieure stärker für die Berufspraxis ausgebildet werden

Harburg. Als eine von ganz wenigen Hochschulen in Deutschland führt die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) das sogenannte "problemorientierte Lernen" (Project-Based-Learning) im Studium der Ingenieurwissenschaften ein. Neben der klassischen Aneignung des Lernstoffs in Vorlesungen, Seminaren und Übungen wird es an der TUHH künftig einen völlig neuen Weg geben: das exemplarische Lernen am Beispiel eines konkreten Projekts.

Im Vergleich zum klassischen Frontalunterricht entspricht diese Neuerung einem Paradigmenwechsel in der Lehre. Anders als in den klassischen Lehrformen erarbeiten sich die Studenten beim problemorientierten Lernen den Lernstoff selbst.

Die ersten Masterstudierenden werden bereits nach diesem Ansatz unterrichtet, der als alternative Lehrform auch von den meisten Studenten der TUHH begrüßt wird.

"Mit diesem an der Universität Maastricht praktizierten hochschuldidaktischen Ansatz wollen wir die Studenten stärker an ihrem Lernprozess beteiligen. Das stärkt die Motivation im Studium", sagt Prof. Garabed Antranikian.

Auf Initiative des für die Lehre verantwortlichen Vizepräsidenten findet an der TUHH der Workshop "Problem-Based-Learning" statt. Prof. Jeannette Hommes von der Universität Maastricht erarbeitet mit einem ersten Kreis von Hochschullehrern -und dozenten individuelle Konzepte für ein problemorientiertes Lernen.

Erfahrungen der holländischen Universität zeigen, dass auf diese Weise die Erfolgsquote im Studium gesteigert wird. Auch die meisten Studenten sehen in dieser neuen Art zu lernen eine willkommene Alternative zu herkömmlichen Lehrformen. Problemorientiertes Lernen wecke die Neugier für den Lernstoff und ermögliche den Studenten, selbstständig die Inhalte zu erkennen. Dies stärke die Eigenverantwortung.

Die aus maximal 14 Studenten bestehende Gruppe wird von einem Dozenten verantwortlich begleitet. Ein Diskussionsleiter, den die Gruppe abwechselnd aus ihren Reihen wählt, moderiert jeweils den Lernprozess. "Der Lernerfolg korrespondiert mit der Fähigkeit zu Flexibilität, Eigeninitiative, Teamarbeit, Eigenmotivation und Kooperationsbereitschaft", sagt Prof. Antranikian. Dies alles seien Aspekte des Lernens, die in der traditionellen Lehre "selten in dieser Breite" eingeübt werden könnten.

Gerade aber selbstständiges Arbeiten und das eigenständige Strukturieren größerer Aufgaben ist eine Fähigkeit, die in der Berufspraxis gefordert werde und in der Lehre der Ingenieurwissenschaften weiter etabliert werden müsse.

"Wir planen den weiteren Ausbau und bieten in dem neuen Zentrum für Lernen und Lehren an der TUHH in Zusammenarbeit mit der Universität Maastricht regelmäßige Schulungen für Dozenten an", sagt Antranikian. Die Methode eigne sich grundsätzlich für alle fachlichen Richtungen und natürlich auch für die Wissensvermittlung sowohl im Bachelor- als auch Masterstudium.