Als wir vor Jahrzehnten das Zeugnis mit unserem Schulabschluss überreicht bekamen, wussten fast alle, was sie einmal werden wollten.

Viele hatten sich schon Monate vorher um einen Ausbildungsplatz bemüht. Dabei hatte die Jugendarbeitslosigkeit damals schon begonnen und im Hamburger Abendblatt wurde sogar schon mit einer Aktion für mehr Ausbildungsplätze geworben.

Bei unseren Großeltern war es noch viel umkomplizierter. Es gab ganz einfach nicht so viele Berufe. Für ein Studium reichte meistens das Geld nicht. Da war man froh, wenn man eine Lehrstelle hatte und wuchs in den Beruf hinein. Einige lernten noch etwas weiter, wie mein Großonkel, der vom Schlosser zum Ingenieur wurde.

Aber heute will jeder einen befriedigenden Beruf mit hohem Ansehen und gutem Gehalt. Dabei machen sich die meisten Illusionen über ihre Chancen und Qualifikationen. Andere wissen gar nicht, was sie werden wollen.

So traf ich neulich einen Bekannten. Zwei Jahre nach dem Abitur macht sich seine Tochter endlich auf Stellensuche, sagte er. Bisher hatte sie, trotz mäßigen Notendurchschnitts auf einen ganz bestimmten Studienplatz gehofft. Dabei hätte sie in der Zwischenzeit längst eine Ausbildung abschließen können und anschließend immer noch studieren können. Wieder andere wollen ins Büro, obwohl sie schlechte Deutsch- und Mathematiknoten oder gar einen schlechten Schulabschluss haben.

Wahrscheinlich haben die meisten jungen Leute Angst, sich falsch zu entscheiden und dann ihr Leben lang mit dieser Entscheidung leben zu müssen. Dabei ist eine falsche Entscheidung besser als gar keine, und auch eine falsche Berufsausbildung ist besser als keine. Nachbessern kann man später doch immer noch.