Sommerfest zum 100-jährigen Bestehen des “Hansenbargs“ in Hanstedt

Hanstedt. Vom großbürgerlichen Landsitz über ein Kinderkurheim bis zur Fachklinik für Suchterkrankungen - "der Hansenbarg" hat in den vergangenen 100 Jahren eine Menge Schicksale gesehen, viele Menschen fanden hier Hilfe in schwierigen Lebenslagen. 100 Jahre alt wird das "Barca-Haus" jetzt, gefeiert wird beim diesjährigen Sommerfest am Sonnabend.

Als der Hamburger Juwelier Franz Barca hier am Ufer der Schmalen Aue in der Nähe von Hanstedt seinen Landsitz bauen ließ, war die folgende, wechselvolle Geschichte der Immobilie noch nicht zu erahnen. Doch zunächst konnte der damals 37 Jahre alte Barca sein reetgedecktes Haus im Gutsherrenstil 1910 beziehen - der Architekt Emil Neupert hatte den Bau mit Stilelementen großbürgerlicher Lebenskultur realisiert - heute steht das ehemalige Wohnhaus unter Denkmalschutz.

1939 erwarb die Landesversicherungsanstalt (LVA) Hamburg das Grundstück und die darauf stehenden Gebäude. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde hier 1946 eine Lungenheilstätte für Hamburger Kinder eröffnet, die seit 1955 "Kinderkurheim Hansenbarg" hieß.

Selbstversorgung wurde in den Jahren nach dem Krieg groß geschrieben - Hühner, Puten, Gänse, Schweine und Schafe wurden gehalten, und das Trinkwasser kam aus einem eigens gebohrten Brunnen. Was an Lebensmitteln sonst benötigt wurde, kam per Pferdewagen zum Hansenbarg. Durch verschiedene Neubauten wurde die Einrichtung kontinuierlich erweitert. Wohnräume für die kleinen Patienten, Gebäude fürs Personal, Speisesaal, Gewächshaus und Stall entstanden, ein Schwimmbecken sorgte für sommerliche Abkühlung.

1979 erfolgte dann die nächste Zäsur: Nach weitgehender Ausrottung der Tuberkulose hatte das "Kinderkurheim Hansenbarg" seine Bedeutung verloren, die LVA verpachtete den 45 Hektar großen Komplex an die Hamburger Alida-Schmidt-Stiftung, die die gesamte Anlage im Jahr 2000 kaufte. Als "Fachkrankenhaus Hansenbarg" nahm die heutige Klinik für Abhängigkeitserkrankungen im Februar 1979 den Betrieb auf. Die alte Villa mit original erhaltenen hölzernen Decken- und Wandverkleidungen, Wandkacheln und handbemalten Fenstern dient als Verwaltungsgebäude.

In der Hansenbarg-Klinik werden heute jährlich mehr als 400 Patienten aus dem Großraum Hamburg und dem nördlichen Niedersachsen stationär behandelt. Die Einrichtung, die regelmäßig komplett ausgebucht ist, verfügt über 100 Betten. Neben verschiedenen Therapieformen gehören auch Bildungs- und Freizeitangebote zum Konzept der "Heideklinik" - das 2004 eingeweihte Patientenfreizeitzentrum hat die Möglichkeiten wesentlich erweitert. So können die Patienten eine Bibliothek ebenso nutzen wie Sportplätze und -halle, Schwimmbecken, Physiotherapieangebote, Sauna, Fitness und die Schulungsräume, in denen zum Beispiel EDV-Kurse stattfinden. Verwaltungsleiter Peter Lutz spricht von einem "kleinen Dorf" mit eigener Wasserversorgung aus einem 100 Meter tiefen Brunnen und mit eigener vollbiologischer Kläranlage. Dass die Hansenbarg-Klinik mal an Bedeutung verlieren könnte - damit rechnet Lutz nicht. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten "greift der Mensch zum Alkohol".

Inzwischen ist auch ein für Rehabilitationseinrichtungen gesetzlich vorgeschriebener Zertifizierungsprozess erfolgreich abgeschlossen, und neue Planungen liegen in der Schublade. So könnte bereits 2011 mit dem Bau eines neuen Patientenhauses mit Gruppen- und Therapeutenräumen begonnen werden.

Ziel sei es, die meisten Doppel- in Einzelzimmer umzuwandeln und die Kapazität des Krankenhauses zu erweitern, erläutert Verwaltungschef Lutz.

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