Alona und Nick aus der Nähe von Moskau sind drei Wochen Gäste in Neu Wulmstorf

Neu Wulmstorf. Was ihr in Deutschland besonders auffällt? Da muss Alona Vasilievka überlegen. Schließlich gibt es so viel Neues, das ganz anders ist als zu Hause in Russland. Dann sprudeln die Antworten nur so aus ihr und ihrem Freund Nick Khokholov heraus. "Das Essen ist ganz anders, zu Hause essen wir zum Beispiel keine Brötchen", erklärt Nick, "und in der Pause dürfen wir in Russland nicht raus." "Im Unterricht hier wird mehr diskutiert, weniger geschrieben", sagt Alona. Die positive Seite? "Viel weniger Hausaufgaben. Zu Hause sind es zwei bis drei Stunden am Tag", freut sich Nick. "Oder auch vier oder fünf", wirft Alona ein. Was Nick noch auffällt: "Die Leute wohnen ganz anders. Hier haben wir einen Garten. Zu Hause lebe ich in einer Wohnung in einem Hochhaus" "Mir gefällt das Hochhaus besser, es ist lustiger mit vielen Nachbarn", findet Alona.

Die 14-Jährige mit dem dicken blonden Pferdeschwanz und ihr Mitschüler Nick, 15, sind für drei Wochen als Austauschschüler im Gymnasium Neu Wulmstorf zu Gast. Die beiden kommen aus Mitschi, einer kleinen Stadt rund 20 Kilometer von Moskau entfernt. Sie sind Nachbarn und Freunde und besuchen gemeinsam seit zwei Jahren den Deutschunterricht, den ihre Eltern für sie privat organisieren. Nun haben die Eltern sie in den Ferien für drei Wochen nach Deutschland geschickt, damit sie ihre Kenntnisse im Land erweitern können.

Der Kontakt zum Gymnasium Neu Wulmstorf wurde über Alonas Schwester hergestellt, die vor 15 Jahren selbst an einem Schüleraustausch in Neu Wulmstorf teilgenommen hatte, wie Anke Ende erklärt. Sie ist Koordinatorin für die Mittelstufe und betreut auch die verschiedenen Austauschschüler, die jedes Jahr an die Schule kommen. Neben einem jährlichen Austauschprogramm mit Partnerschulen in Frankreich, England und den USA kommen auch immer wieder einzelne Schüler aus allen Ecken der Welt nach Neu Wulmstorf. Meist seien es Organisationen, die an die Schule heranträten. Ein privat organisierter Austausch sei die Ausnahme. Trotzdem gab es keine Schwierigkeiten. Das Gymnasium schickte eine offizielle Einladung und suchte auf seiner Homepage nach Gastfamilien.

"Unsere Familien gefallen uns sehr", sagt Alona. Auch Nick freut sich, besonders über seine beiden Gastgeschwister, die mit ihm zur Schule gehen. Was sie an Deutschland reizt? "Ich interessiere mich für Deutschland und möchte das Land sehen", sagt Nick, der zum ersten Mal hier ist. Bei Alona spielt auch die Familie eine Rolle: "Meine Schwester lebt hier, sie hat einen Deutschen geheiratet. Und mein Großvater ist deutsch." Sie war mit ihren Eltern schon dreimal in Deutschland, allerdings konnte sie damals die Sprache noch nicht. Daher ist dieses Mal etwas Besonderes für sie. Viele Freunde haben sie noch nicht gefunden, seit sie hier sind, sagt Nick. "Es ist aber auch erst die zweite Woche", gibt Alona zu bedenken, "Drei Wochen sind außerdem eine sehr kurze Zeit, um Freunde zu finden."

Ende August geht es für die beiden zurück zu ihren Familien, im September fängt die Schule in Moskau wieder an. Ein bisschen Sehnsucht haben die beiden schon jetzt, besonders angesichts der Waldbrände rund um Moskau. "Es ist schwer, hier zu bleiben, wenn unsere Eltern in Moskau sind", sagt Alona. "Jetzt geht es wieder, aber im Juli war es schlimm", pflichtet Nick bei. Ihren Aufenthalt sehen sie trotzdem positiv. Als Gastgeschenk haben sie der Schule eine typisch russische Matroschka und ein traditionell bemaltes Tablett zur Erinnerung mitgebracht.

Und zumindest Alona könnte sich gut vorstellen, noch einmal für einen längeren Austausch zurückzukommen, wenn sie älter ist.