Das Ehepaar Pries unterhält in Rottorf ihr eigenes Privatmuseum mit alten Autos und Motorrädern

Rottorf. Wenn Hans-Heinrich Pries in längst vergangene Zeiten eintauchen will, führt der Weg ihn in sein Privatmuseum. Vom Bügeleisen bis zum Mofa, von der Weinpresse bis zum Kleinwagen aus Wirtschaftswunderzeiten reicht die bunte Sammlung des 74-Jährigen. Auf Sesseln aus den 1950-er Jahren nehmen Pries und Ehefrau Edeltraut (75) Platz, zeitgenössische Musik kommt aus dem alten Radio, und im Regal finden sich passende Zeitschriften und Bücher für die kleine Lektüre.

Doch vor dem Ausruhen kommt die Arbeit: Während sich Edeltraut Pries vor allem dem Garten mit Gewächshaus, Obst- und Gemüseanbau widmet, ist Hans-Heinrich ein begeisterter Sammler und Schrauber. Neben Kaffeekannen, Bierkrügen sowie Staubsaugern und anderen Haushaltsgeräten sind es vor allem Museumsstücke auf Rädern, die ihn faszinieren.

Mit einem Heinkel-"Tourist"-Roller fing alles an. 1959 war das - in dem Jahr heiratete auch Ehepaar Pries. Zwei solcher Heinkel - "der Mercedes unter den Rollern" - gibt es noch heute in der Sammlung, die in Rottorf bei Winsen bewundert werden kann. Mit einem von ihnen will Pries im September zum großen "Tourist"-Treffen auf der Loreley fahren. Zwei Freunde und ihre Roller kommen mit, für Hin- und Rücktour sind jeweils zwei Tage eingeplant.

Insgesamt etwa 20 motorisierte Zweiräder besitzt Hans-Heinrich Pries heute - von der Kreidler "Florett" bis zur schweren EMW-Maschine von 1953 aus DDR-Produktion mit schnittigem Beiwagen. Das älteste Kraftrad ist so alt wie Pries selbst: Die Wanderer stammt von 1936 und ist ebenso fahrbereit wie alle anderen Exponate.

Bekannte Marken wie NSU, Simson, Zündapp oder Triumph sind genauso vertreten wie die "Pannonia" aus Ungarn oder ein BMW-Gespann, das während des zweiten Weltkriegs in Rommels Wüstenfeldzug eingesetzt wurde - der spezielle Luftfilter auf dem Tank erinnert noch heute an damalige Strapazen. Echt selten, zumindest hierzulande, ist auch das österreichische Puch-Motorrad von 1953, das Pries einst auf einem Schrottplatz in Kärtnen entdeckte und in Teile zerlegt im Wohnwagen nach Hause beförderte - keiner dachte damals, dass das Wrack jemals wieder laufen würde.

Ebenfalls aus Österreich stammt der Steyr-Trecker - "so einen wollte ich schon immer haben", sagt Hans-Heinrich Pries. Die Liebe zu urigen Vehikeln mag auf seinen Beruf zurückgehen: Neben Tätigkeiten in der Landwirtschaft fuhr Pries Bagger, Radlader und anderes schweres Gerät auf Baustellen.

Neben dem Steyr sind noch vier weitere Traktoren in seinem Besitz - drei Kramer und ein Eicher vom Typ "Panther".

Noch mehr Aufsehen als mit seinen Treckern erregt der 74-Jährige aber, wenn er mit seinem BMW Baujahr 1959 unterwegs ist - doch es ist keine große Limousine mit Sechszylindermotor, was da in seiner Garage steht, sondern so ziemlich das absolute automobile Minimum: Nur zwei Sitzplätze und einen Zylinder besitzt das rot-weiß lackierte Schmuckstück.

Die "Isetta" hat gerade mal zwölf PS, aber einen hohen Liebhaberwert - "die werden heute mit zwölftausend Euro gehandelt", verrät Hans-Heinrich Pries. Dass sein Modell so viel Geld wert ist, mag man angesichts des tollen Restaurierungszustandes gern glauben.

Die Isetta kommt noch heute gelegentlich zu Ehren, wenn Geburtstagskinder oder Ehejubilare sich eine Ausfahrt wünschen. Weil hier ja nur ein Passagier mitfahren kann, springt dann Edeltraut Pries ein - auch sie ist mit einem echten Klassiker unterwegs: Die "Dauphine" aus dem Hause Renault stammt von 1958 und ist heute ein ähnlich seltener Anblick auf den Straßen.

Mit einigen Gleichgesinnten hat sich Hans-Heinrich Pries zu den "Isetta-Freunden auf der Heide" zusammengetan. Neben regelmäßigen Treffen in Bardowick stehen auch gelegentliche Ausfahrten auf dem Programm. "Einmal waren wir mit acht Isetten unterwegs", berichtet Pries. Eine war als Reserve dabei, falls ein Fahrzeug ausfallen sollte. Sieben der urigen Kleinwagen wurden benötigt, um die "Sieben Zwerge" zu transportieren. 2006 war das, und die Vorstellung des Kinofilms "7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug" mit Otto Waalkes war der Anlass. Da brachten die Isetta-Freunde die sieben Hauptdarsteller zur Hamburger Kinopremiere - Comedian Martin ("Maddin") Schneider saß bei Pries im Auto.

Natürlich ist Ehepaar Pries auch beim großen Oldtimertreffen am Sonntag in Winsen mit dabei - neben den Treckern wird möglicherweise auch die Isetta zu sehen sein. Wer das Privatmuseum von Hans-Heinrich Pries in Rottorf besichtigen möchte, kann sich telefonisch unter 04133/6597 oder 0170/186 36 52 anmelden.