Verbleib der Sammlung hochkarätiger zeitgenössischer Kunst in Harburg scheint nun offenbar gesichert. Politik muss noch zustimmen

Harburg. In der Kultur der Hansestadt brodelt es, und die Nachwehen sind bis über die Elbe nach Harburg spürbar. Die scheidende Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) hat offenbar mit ihrem Amtsaustritt einen letzten Coup aus dem Ärmel zu ziehen (das Abendblatt berichtete). Die Sammlung hochkarätiger zeitgenössischer Kunst des Juristen und Sammlers Dr. Harald Falckenberg, deren Verbleib in Harburg lange Zeit ungewiss war, scheint nun offenbar gesichert, und zwar als Kooperation mit den Deichtorhallen in Hamburg.

Den Deichtorhallen soll dafür ein zusätzliches jährliches Budget von 500 000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Ein Papier, das die Zusammenarbeit regelt, soll bereits unterschrieben sein und in Kraft treten, sobald die Entscheidung auf politischer Ebene abgesegnet ist. Von Seiten der Kulturbehörde hieß es am Freitag: "Die Eckpunkte des Vertrages sind mit Herrn Dr. Falckenberg und den Deichtorhallen abgestimmt. Die Voraussetzung für alle verbindlichen Verabredungen ist aber die Zustimmung von Senat und Bürgerschaft."

Aus Harburger Sicht wäre die Kooperation zu begrüßen: Weist die Sammlung Harald Falckenbergs doch mit Relevanz und Strahlkraft weit über den Stadtteil hinaus und kann sich im internationalen Vergleich mit den bedeutendsten Kunstsammlungen messen lassen. Ein kaum zu benennender Verlust wäre es indes, würde die Sammlung, die Besucher aus der ganzen Welt in die Phoenixhallen zieht, ihren Standort aus Harburg verlegen. Kulturpolitikerin Jutta Lindberg gibt dem Geschehen in einer Pressemitteilung einen größeren Kontext: "Daniel Richter, Jonathan Meese - alle weg aus Hamburg, da durfte Falckenberg nicht auch noch an die Spree wechseln."

Bei aller Freude, die ein Verbleib der Sammlung südlich der Elbe auslösen würde, warnt die Politikerin auch: "Die Regelung mit den Deichtorhallen ist sehr gut, doch jetzt muss geschaut werden, was dieser Schritt für die Ausstellungstätigkeit in den Harburger Phoenixhallen bedeutet. Die Phoenixhallen dürfen nicht zu einer Außenstelle als Archiv oder Lager werden." Für Harburg müsse es darum gehen, "dass öffentliche Ausstellungen und Kunstaktivitäten regelmäßig in den Phoenixhallen stattfinden." Möglichkeiten, das Phoenix-Areal zu einem "Ort der Kultur- und Kreativwirtschaft" zu entwickeln, möchte sie ebenfalls im Sinne des Stadtteils erörtern.

Solchen Bedenken über eine Herabwürdigung als Lager kann Angelika Leu-Barthel, verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in den Deichtorhallen, den Wind aus den Segeln nehmen. Eher ginge es bei einer Kooperation darum, für die sich die Deichtorhallen stets ausgesprochen hätten, den Ausstellungsbetrieb noch "stärker zu beleben", allerdings sei dies eine politische Entscheidung. Die Planungshoheit läge bei einem solchen Modell kuratorisch bei den Deichtorhallen und ihrem Intendanten Dr. Dirk Luckow und würde in Abstimmung mit dem Sammler Dr. Harald Falckenberg erfolgen. Sollten die Phoenixhallen als Satellit der Deichtorhallen mit von dort aus gesteuerten Ausstellungen bespielt werden, wäre das für Harburgs Kulturlandschaft ein Glücksfall und für den Stadtteil wie eine unverhoffte kulturelle Entwicklungshilfe. Die imposanten und äußerst großzügigen Räumlichkeiten böten Möglichkeiten für ungeahnte Ausstellungskonzepte. Britta Peters, künstlerische Leitung des Kunstvereins Harburger Bahnhof, kommentiert die sich abzeichnende Kooperation für Harburg wie folgt: "Wir gehen davon aus, dass die Deichtorhallen nicht nur die Objekte, sondern auch die großzügigen Ausstellungsräume im PhoenixViertel regelmäßig nutzen werden, im Idealfall mit festen Öffnungszeiten. Davon kann der Kunstverein nur profitieren: Wer sich ohnehin auf den Weg nach Harburg macht, wird auch unsere Ausstellungen besuchen." Von Seiten der Falckenberg-Sammlung selbst wollte man sich Donnerstagabend weder zu Details äußern, noch die sich anbahnende Kooperation kommentieren. Die Kulturlandschaft nördlich und südlich der Elbe ist auf jeden Fall eines: in Bewegung.