Bürgerinitiative wehrt sich. Für das Projekt mit seinen drei Hotels und 45 Golfbahnen werde wertvoller Wald geopfert, beklagen die Gegner.

Neu Wulmstorf. Die Bürgerinitiative gegen das Golf- und Freizeit Resort, das die Lüneburger Project Development International (PDI) im Süden des früheren Truppenübungsplatzes in Neu Wulmstorf realisieren möchte, befürchtet, dass das Tourismusvorhaben weitaus größer ausfallen würde als bisher bekannt ist. Nach Informationen der Initiative müsse das Hotelgewerbe angeblich eine Kapazität von insgesamt 1600 Betten anbieten, damit das Projekt wirtschaftlich sei. Bisher sind öffentlich drei Hotels mit lediglich insgesamt 360 Zimmern im Gespräch. Die Initiative schließt daraus, dass der geplante Residence Club, das sind Appartementhäuser, eine "verkappte Waldsiedlung" mit etwa 600 Betten werden würde. "Da entsteht ein Dorf", sagt Initiativensprecherin Angelika Fuge, "das ist bisher verschwiegen worden."

Mit einem Rundgang über das vorgesehene Gelände für das Golfresort wollte die Initiative am Sonnabendnachmittag die Größe des Projekts verdeutlichen. "Viele Leute wissen noch zu wenig darüber, erfassen die Dimension noch nicht", sagt Angelika Fuge. 20 Bürger, darunter Michael Krause (Grüne) als einziger Politiker aus dem Neu Wulmstorfer Gemeinderat, wanderten mehr als drei Stunden dort, wo einmal Golfplätze und Hotels entstehen sollen. Die Führung übernahm Stephan Rost vom Umweltschutzverband BUND in Neu Wulmstorf.

Mit der Waldwanderung wollte die Initiative vor allem eines verdeutlichen: Nicht wie bisher behauptet "Agrarsteppe", sondern wertvoller Wald würde geopfert werden müssen. "Das Golfresort wäre eine Verschlechterung für die Natur", so Stephan Rost, "weil im großen Stil Wald gerodet werden müsste." Seiner Ansicht nach dürfe es nicht sein, dass mehr als 200 Hektar Fläche von privater Hand in Anspruch genommen werde. Die PDI hält dem allerdings entgegen, dass die Golfbahnen öffentlich zugänglich seien und 55 Prozent der verplanten Fläche Wald blieben.

Heinz Martens betreibt in dem Gebiet Landwirtschaft und will seinen Boden nicht für die Golflandschaft verkaufen. Sein Kartoffelacker würde vor der Anhöhe mit den edlen Appartements des Residence Club liegen. "Wenn die Landwirtschaft verschwindet", sagt er, "dann sterben auch die Dörfer. Und das will ich nicht." Er erinnert daran, dass die Bauern in Wulmstorf und Daerstorf in den 1930er-Jahren von den Nationalsozialisten gezwungen worden seien, ihr Land für das Truppenübungsgelände zu verkaufen. Für Martens war dies eine Enteignung durch ein Unrechtsregime. Deshalb, sagt er, sollte das Land heute für alle Bürger da sein und nicht an private Investoren vergeben werden. Stephan Rost ist der Ansicht, dass die Golfplätze doch eingezäunt werden würden. Grund sei das starke Wildschweinaufkommen. "Hier entsteht ein Golfgehege", glaubt der Biologe.

Die öffentliche Diskussion um das 126 Hektar große Tourismusprojekt ruht zurzeit. Grund: Noch haben die Golfplaner und die Gemeinde das notwendige Land nicht erwerben können. Selbst die Kernfläche für die Hotel- und Golflandschaft, 43 Hektar des ehemaligen Bundeswehrübungsplatzes, sind immer noch in der Hand des Bundes. Bei der Bundesanstalt für Immobilien (BIMA), die das ehemalige Bundeswehrgelände verkaufen soll, würde die Zuständigkeit von einer Niederlassung zur nächsten verschoben werden, sagte PDI-Chef Udo F. Barth dem Abendblatt.

Dennoch läuft die Golfplanung unbemerkt von der Öffentlichkeit weiter. Udo F. Bart bestätigte, dass die Planung "ein bisschen" angepasst worden sei. Nach Angaben der Bürgerinitiative bereite die Gemeinde Neu Wulmstorf vor, benötigte Flächen aus dem Landschaftsschutz zu entlassen. Die Entscheidung darüber liegt beim Landkreis Harburg.

Zuletzt stellte die PDI im Mai das Konzept für das Sport- und Freizeitresort im Rathaus öffentlich vor: Drei Hotels sollen sich demnach ansiedeln, ein Sporthotel (150 Zimmer), ein Golfhotel (bis 150 Zimmer) und ein Familienhotel "Heuhotel", 60 Zimmer. Dazu käme der Residence Club und eine Markthalle für regionale Produkte. Insgesamt 45 Golfbahnen sind mittlerweile vorgesehen, davon ein 18-Loch-Standard-Golfplatz als "Option". Als Bonbon für die Gemeinde soll das Sportzentrum Bassental ausgebaut werden. Die PDI hat dazu den Bau einer Mehrzweckhalle und zwei zusätzliche Fußballplätze ins Gespräch gebracht. Auch von einem Sportinternat ist die Rede. Die PDI beziffert das Gesamtinvestitionsvolumen auf 90 Millionen Euro.