Der Mittagstisch in Neu Wulmstorf ist ein Treffpunkt für Feinschmecker
Neu Wulmstorf. "Die Gäste strahlen dich an und sagen, dass es heute besonders gut geschmeckt hat", schwärmt Renate Neumann, 71, und erklärt damit auch, warum sie schon seit zwei Jahren ehrenamtlich beim monatlichen Mittagstisch der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Neu Wulmstorf hilft.
Pastor Frank Richter, selbst Hobbykoch, hatte vor zwei Jahren die Idee, einen Mittagstisch zu organisieren, bei dem Menschen der Gemeinde zusammenkommen, sich unterhalten und gemeinsam ein leckeres Essen genießen können. Schnell war eine siebenköpfige Gruppe ehrenamtlicher Helfer zusammengestellt, die über Menüpläne berieten und den ersten Einkauf planten.
Das Essen schmeckt gut, und die Bedienung ist nett
In einem Gottesdienst verkündete Pastor Richter den ersten Termin - der 20. August 2008 - und es konnte losgehen. Seitdem kommen an jedem dritten Mittwoch im Monat 28 Gäste ins Neu Wulmstorfer Gemeindehaus und genießen ein Drei-Gänge-Menü, das der gelernte Koch Ulli Tobien und die anderen freiwilligen Helfer jedes Mal zaubern.
Aline Ziehlke und ihre Freundinnen, Alma Klindtworth und Grete Hoffmann, sind fast jedes Mal dabei: "Wenn keiner krank ist, kommen wir immer." Es gefällt ihnen gut. "Es gibt hier sehr gutes Essen, eine sehr gute Bedienung und es ist schön, dass man die ganzen Leute trifft", sagt Alma Klindtworth.
Den Gästen, es sind fast ausschließlich Senioren, wird auch einiges geboten. Inge Hellfayer, 87, ist für die Tischdekoration zuständig. Da wird alles abgestimmt: Von den leuchtend-weißen Leinentischdecken über die frischen Blumen bis hin zu farblich abgestimmten Servietten tüftelt sie alles bis ins kleinste Detail aus. Oft begleitet auch ein kleines Programm den Mittagstisch: Hermann Bredehöft holt dann seine Handharmonika raus und alle singen mit. "Das ist aber kein Schifferklavier", sagt er.
Auch zum zweijährigen Bestehen haben sich Renate Neumann, Inge Hellfayer und ihre Kollegen Brigitte Zander, Irene Henningsen und das Ehepaar Elfriede und Karl-Heinz Philipp etwas Besonderes ausgedacht: Eine Überraschungstombola. Dabei bekommt jeder Gast ein Los und jedes Los ist ein Gewinn.
Die kleinen Gewinne haben sie von dem Geld erstanden, das sie mit ihrem Mittagstisch einnehmen. "Es wurde abgemacht, dass jeder einen Beitrag zwischen drei und sieben Euro pro Mahlzeit bezahlt. Manchmal haben wir einen kleinen Überschuss, davon haben wir auch schon schönes Geschirr gekauft", erklärt Renate Neumann.
Vom Überschuss wird wieder neues Geschirr gekauft
Und die schöne Atmosphäre im Gemeindehaus hat sich längst herum gesprochen: Alle 28 Plätze sind fast immer belegt. "Wenn wir zusammenrücken, sind wir auch manchmal dreißig, aber dann wird es schon eng". Deshalb muss man sich mindestens eine Woche vorher im Kirchenbüro anmelden.
Das Koch-Team trifft sich dann, berät über die Gerichte und plant den Einkauf. Dabei werden Wünsche ganz klar berücksichtigt: "Ich habe auch schon einmal mein Lieblingsessen in die Liste eingetragen" erzählt Stammgast Aline Ziehlke, 83. Das große Essen wird dann schon zwei Tage vorher vorbereitet: Die Einkäufe werden erledigt, Zutaten werden geschnipselt und auch die Deko will frühzeitig ausgesucht sein. "Mittwochs sind wir dann meist schon um halb neun morgens hier, damit auch alle um halb eins essen können" sagt Irene Henningsen und guckt auf die Uhr, sie möchte vor dem Bedienen noch ihre schöne Schürze anziehen. Es hat eben alles seinen Stil. Dann geht es auch schon los: Die Gäste werden hereingebeten und nehmen Platz. Sie werden von der frechen Handpuppe Günni begrüßt, der zu diesem besonderen Anlass noch einen Überraschungsgast hereinbittet - Pastor Richter, der die Gemeinde vor einem halben Jahr verlassen hat, trägt das Essen heute höchstpersönlich auf. Und auch der neue Pastor, Florian Schneider, ist ein gern gesehener Gast.
Aus seinem Mitbringsel, dem "Tischgebets-Toaster", zieht er einen Papier-Toast, spricht das Gebet für alle, und schon fangen sie an zu essen. Da bleibt den Gästen nur noch eines zu sagen: "Lecker!"