Der Geldautomat blättert Euro-Scheine ins Fach. Als würde jemand dahinter sitzen, sie zählen und durch den Schlitz schieben.

Dabei fällt mir ein: Vor einiger Zeit wäre es unvorstellbar gewesen, dass ein Automat die gewünschte Summe exakt hinblättert. Es gibt kaum noch Gelegenheiten, bei denen Geldscheine von Hand zu Hand den Besitzer wechseln. Barzahlung wirkt fast unseriös, zumindest bei größeren Beträgen. In den 50er-Jahren wurde die Matrosenheuer für harte Arbeit auf Trawlern im Nordatlantik bar ausgezahlt. Im Altonaer Fischereihafen schob man uns die Scheine unter einem Stahlgitter durch.

Die "Seelenverkäufer-Heuer" auf Trampschiffen wurde in zerknitterten Dollar-Scheinen gezahlt. Sie sahen aus, als wären sie auch in der Welt weit herumgekommen, aber nie in eleganten Orten gewesen. Spätere Honorare für Geschichten, die in Zeitungen erschienen, bekam ich als junger Schreiberling ebenfalls in bar. An der Wohnungstür händigte mir der Geldbriefträger DM-Scheine mit Zahlungsabschnitten aus. Er hatte nie begriffen, warum ein gesunder, kräftiger Mann sein Geld mit Schreiben verdient, anstatt mit "richtiger Arbeit".

Aber der Postbote nahm regen Anteil an meiner finanziellen Situation. Dabei fällt mir jetzt noch ein: Eigentlich gibt es nur zwei Geldsorten, egal, ob bar oder bargeldlos gezahlt - Geld, das man hat und Geld, das man nicht hat. Also ich bevorzuge die erste Geldsorte, davon braucht es gar nicht viel zu sein. Nur so viel, dass ich mir wegen der zweiten Sorte keine Sorgen zu machen brauche. Das lenkt zu sehr ab, vom Leben, vom Schreiben und überhaupt.