Marketing ist ja die Kunst, Produkte für den Konsumenten attraktiv erscheinen zu lassen. Doch manchmal entstehen auch gemeine Fallstricke

Natürlich gibt es einige Fallstricke zu beachten. Man sollte seine Zielgruppe, das Objekt der Begierde kennen und ein feines Instrumentarium entwickeln, um das zu bewerbende Gut ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Nicht nur Bier, Schokolade oder Tabak brauchen ein gewitztes Marketing, sondern heutzutage auch Bücher, die mit viel anderem Schriftwerk um das Leserinteresse buhlen.

Neulich machte ich Bekanntschaft mit den Untiefen des Buchmarketings. Die Vorschau eines großen Verlages flatterte ins Haus, in der um die Aufmerksamkeit der Kritiker, Buchhändler und Einkäufer in Form eines attraktiven Kataloges geworben wird. Mal sieht man den Autor dandyhaft fotografiert, mal werben prägnante Slogans für den Titel. Eine Seite stach ins Auge, auf der eine rosa-weiße Rezeptkarte "Wildkaninchen mit Kapern" klebte: Speckstreifen, Kapern und drei Blätter Fingerhut sollten das Tier veredeln. Erst nach Gegrübel enttarnte ich die Karte als Werbung für einen Krimi mit einer scheinbar nicht so frommen Köchin.

Einige Wochen später wurde es dann richtig witzig: Der "Volontär Presse" des Verlages schrieb eine Rückrufmail an alle im Verteiler: "Bitte achten Sie darauf, dass die Rezeptkarte "Wildkaninchen mit Kapern" nicht in falsche Hände gerät - bitte informieren Sie Kollegen bzw. Personen, die die Rezeptkarte an sich genommen haben könnten." Um jede Gefährdung durch die Karte zu vermeiden, solle man sie nicht etwa zerreißen, sondern auf Kosten des Verlages zurückschicken, wofür dieser sich natürlich entschuldigte. Aufmerksamkeit war dieser giftigen Autorin (die übrigens Pfarrerin ist) jetzt todsicher. Hatte der Verlagsjurist kalte Füße bekommen oder war das bloß todsicheres Marketing?