Meine Freundin Ulla ist akkurat, immer pünktlich, trägt nie Jeans, an denen Gartenerde oder Hundehaare Muster bilden. Kurz: Sie ist anders, als ich - eben perfekt.

Neulich bekam ich beim Aufräumen eine Packung mit Wachshaarentfernern von ihr in die Finger. "Na gut", dachte ich und tat ihr den Gefallen, sie endlich auszuprobieren.

Ich las die Gebrauchsanweisung und platzierte einen Streifen an das linke Wadenbein. Drückte fest drauf, zählte bis 16 und entfernte ihn. Nix passierte. Dann wählte ich eine andere Stelle am selben Bein, noch eine und noch eine. Wieder nix. Solange, bis ich aufgab und genervt zum Wasserhahn hinkte.

Bei Kerzenständern funktioniert die Wachsentfernung mit heißem Wasser, doch das Bein gab sich damit nicht zufrieden. Wasser und Seife - nichts nützte, mich von der klebrigen Masse zu befreien. Im Gegenteil, mittlerweile waren beide Hände klebrig, der Wasserhahn und die frisch geputzte Dusche auch. Damit nicht auch noch mein Handy backsig wurde, drückte ich mit dem Handtuch um den Zeigefinger die Kurzwahlnummer 13 für Ullas Schnellkontakt. Ich erwischte sie beim Essen im Bistro. Ich solle doch nicht so laut schreien, es könnten sonst alle mithören. Doch das war mir so was von egal.

"Du musst doch die beigelegten Reinigungstücher nehmen", flüsterte sie, "damit geht das doch ganz easy ab." Reinigungstücher? Easy? Tatsächlich, ich schaute noch einmal tief in die Packung, fand die Tücher und befreite mich vom Wachs. Zum Glück dieses Mal alles kein Problem. Wenn diese Tücher zwei Jahre nach dem Verfallsdatum auch noch ihren Dienst versagt hätten - oh, nein, das will ich mir jetzt gar nicht erst ausmalen!