Die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis setzen verstärkt auf Nachwuchsarbeit

Winsen. Feuerwehr in Gefahr - Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann hat in dieser Woche auf schwerwiegende Nachwuchsprobleme der Brandbekämpfer hingewiesen und vor Einschränkungen bei der Einsatzbereitschaft gewarnt. Das Abendblatt berichtete. Der Bevölkerungswandel werde sich negativ auf die Arbeit der Feuerwehr auswirken, so Schünemann. Die Wehren müssten die Nachwuchsgewinnung intensivieren, betonte Innenminister Schünemann. Deshalb müssten auch die Wehren "ihren Fokus auf diese Altersklasse richten".

Bei den Wehren im Landkreis Harburg läuft der Minister offene Türen ein. Während Feuerwehren in anderen Landkreisen zum Teil "arg gebeutelt" seien, gebe es hier "noch keine gravierenden Probleme", sagt Matthias Köhlbrandt, Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes . Der Mitgliederbestand stagniere derzeit. Allerdings befürchtet Köhlbrandt: "Auch uns wird das irgendwann treffen." 4600 aktive Feuerwehrleute gibt es im Landkreis, "aber wir können immer noch mehr gebrauchen".

Bereits seit Jahren wird im Landkreis Harburg der andernorts schon bedrohlichen Entwicklung entgegengesteuert. So gibt es für Feuerwehrleute Seminare an der Kreisvolkshochschule, die Kenntnisse in "Kommunikation und Menschenführung" vermitteln oder Wege zur "Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt" aufzeigen.

"Die Einsatzbereitschaft ist sichergestellt", sagt Köhlbrandt. Um zu verhindern, dass einzelne Wehren bei Einsätzen personell zu dünn besetzt sein könnten, weil Feuerwehrleute berufstätig sind, werden im Landkreis Harburg mehrere Wehren gleichzeitig alarmiert, wenn es brennt oder wenn Verkehrsunfälle das Eingreifen der Feuerwehr erfordern. So sind in der Regel drei bis vier Wehren gleichzeitig vor Ort.

Auch in der Stadt Winsen wird die Lage weniger dramatisch beurteilt, als Innenminister Schünemann dies für die Zukunft der niedersächsischen Feuerwehren getan hat - von besonders gravierenden Nachwuchsproblemen ist keine Rede. Vielmehr liege die Situation im "allgemeinen Trend" des Landkreises, so Burkhard Giese, Pressewart der Freiwilligen Feuerwehr Winsen.

Von 108 Wehren im Landkreis haben 89 eigene Jugendfeuerwehren - ein guter Einstieg, denn mit 16 kann der Wechsel zur aktiven Wehr erfolgen. Immerhin 50 bis 60 Prozent machen das laut Pressesprecher Köhlbrandt. Neue Wege der Nachwuchsförderung werden bereits in verschiedenen Wehren beschritten: Um schon unterhalb der Jugendfeuerwehr anzusetzen, wurden in Hittfeld, Drage, Glüsingen und Tostedt Kinderfeuerwehren gegründet.

Bei den Feuerwehren der Samtgemeinde Elbmarsch gibt es sechs Jugendfeuerwehren - und die "Löschzwerge": Die Freiwillige Feuerwehr Drage leistete 2008 Pionierarbeit: Landkreisweit erstmals wurde hier eine Kinderabteilung gegründet, die sich "Löschzwerge" nennt. Eine Erfolgsgeschichte: Die ersten Kinder sind nach Erreichen der Altersgrenze von zehn Jahren bereits von der Jugendfeuerwehr übernommen worden.

Spiel und Spaß, aber auch das Erlernen des richtigen Verhaltens im Brandfall und in anderen Notsituationen steht bei den Kinderfeuerwehren ganz vorn. So auch in Tostedt: Hier wurde die Abteilung der jüngsten Feuerwehrleute erst im März 2010 gegründet. Schon jetzt sind 27 Kinder bei der Sache. Sie kommen nicht nur aus Tostedt, sondern auch aus den umliegenden Orten. Weitere Anmeldungen für Kinder, die noch nicht sechs sind, liegen auch schon vor, sagt Kinderfeuerwehrwartin Martina Kretschmer, die die Jungen und Mädchen betreut. "Wir möchten die Kinder spielerisch an die Arbeit der Feuerwehr heranführen und wünschen uns, dass sie mit zehn Jahren in die Jugendfeuerwehr und später in die aktive Wehr überwechseln."

Die Kinder erleben die Brandbekämpfung damals und heute, lernen Pumpen und Funkgeräte kennen und probieren vieles selbst aus. Neben Übungen mit Gartenschlauch und Wasserbomben, die die Kinder begeistern, geht es bei der Kinderfeuerwehr aber auch um soziale Kompetenzen. "Wir wollen die Kinder früh dafür begeistern, für andere da zu sein. Das Sozialverhalten wird gestärkt, schließlich kann man ein Feuer nicht allein, sondern nur in der Gruppe löschen", erklärt Martina Kretschmer.