Team 412 setzt in Buchholz ein modernes Partykonzept um und lockt ganz neue Pistengänger auf den Festplatz

Buchholz/Hittfeld. Festplätze von Schützenvereinen haben etwas von einer Zeitreise - sie katapultieren den Besucher zurück in die 70er-Jahre. Kettenkarussell, Mandelbäcker, Bratwurstbude. Am besten alles noch in Reih' und Glied. Erwachsene kennen das noch heute aus ihrer Kindheit. Schützenfeste sind meist keine Volksfeste mehr. Denn das Volk ignoriert die Nostalgie-Sausen. Die Schützen bleiben unter sich - und manchmal nicht einmal das: Beim Volksfest der ehrwürdigen Harburger Schützengilde im Juni wollten gerade einmal 80 Menschen Stargast Graham Bonney, den Pop-Veteran aus den 70er-Jahren, hören.

Schützenverein Buchholz hat die Reißleine gezogen

Was für ein Kontrast dagegen der Schützenfestplatz am Wochenende in Buchholz: Festbesucher sitzen in einem mit Sand aufgeschütteten Strandclub, schlürfen in Liegestühlen und Strandkörben Bier und Cocktails. Am Abend ziehen Pistengänger über den Platz, die nie zuvor ein Schützenfest gesehen haben. Erklärung: Die Disco des im Landkreis Harburg bekannten Partyveranstalters Team 412 steigt in der Schützenhalle.

Was war geschehen? Der Schützenverein Buchholz von 1901 hat die Reißleine gezogen. Er will das Dahinsiechen seines Volksfestes stoppen. Anders, moderner sein. "Wir haben überlegt: Wollen wir kleiner werden? Oder etwas Neues wagen", sagt Präsident Jürgen Steinhage. Am Wochenende begann die Premiere des andersartigen Schützenfestes. Ein Pilotprojekt, das nichts weniger anstrebt, als die Misere der Schützenvolksfeste zu beenden.

Die Buchholzer Schützen haben die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Festplatzorganisator beendet. Stattdessen holte der Verein das Schausteller-original Egon Greger ins Boot, den vielleicht bekanntesten Pizzabäcker vom Hamburger Dom. Dazu kooperiert der Verein mit Matthias Graf, Chef der Event- und Partyagentur Team 412 aus Hittfeld.

Das Team 412 spielt eine zentrale Rolle in dem Konzept. Der Disco-Veranstalter holt mit seiner Abendparty Publikum auf den Festplatz, das sonst nie kommen würden. "Wir schaffen es, dass zumindest für sechs oder sieben Stunden Szeneleute und Menschen in Uniform und Gamsbart am Hut zusammenkommen und Elektro von angesagten DJs hören", sagt Matthias Graf. Der Partyveranstalter bietet sein Konzept auch anderen Schützenvereinen an. Graf kennt das Schützenwesen von innen. In Buchholz hat er an den Festausschusssitzungen teilgenommen.

Inzwischen will sich auch der Jesteburger Schützenverein mit Hilfe des Partyprofis neu erfinden. "Die Schützen haben Traditionsveranstaltungen, die in die Jahre gekommen sind", sagt Matthias Graf. Durch einen Partyveranstalter erhalte der "antiquarische Touch" der Schützenfeste eine Frischblutzufuhr. Dabei empfiehlt er, nicht das Altervergnügen oder mit einem Stadtteilfest in Eppendorf wetteifern zu wollen. "Persönlich, verlässlich, aus sich heraus müssen Schützenvereine planen. Schneller, höher, weiter sei nicht nötig.

Die Professionalität macht den Unterschied

Was unterscheidet die Disco von Team 412 von den Zeltdiscos der Vereine? Die Professionalität , sagt Graf. Er biete angesagte DJs, eine Licht- und Tonanlage, die den Unterschied mache. Seine Sicherheitsfirma kenne die 2problemfälle" im Landkreis, sorgt für Ruhe und Frieden.

Die Team 412-Feten hätten einen Namen im Landkreis, würden Besucher garantieren. Die Agentur bewirbt ihre Partys über einen eigenen Newsletter, spricht das Partyvolk über die Internetportale StudiVZ und Facebook direkt an. "Wir gestalten die Schützenhalle so", sagt Matthias Graf, "dass die Schützen sie nicht mehr wiedererkennen."

Um den Hittfelder Partyveranstalter ins Boot zu holen, müssen die Schützenvereine kein Honorar bezahlen. Somit besteht für den Verein also kein Risiko. Das Team 412 finanziert sich aus dem Eintrittsgeld und dem Getränkeverkauf. Eine Zusammenarbeit ist nur dann nicht möglich, sollten Schützenvereine ihre Gastronomierechte an Dritte abgetreten oder verkauft haben. Schützenfeste seien kein Auslaufmodell, sagt Matthias Graf. "Sie können wieder zu dem Platz werden, an dem man sein muss, wenn man nicht etwas verpasst haben will."