Zum 200. Todestag von Königin Luise zeigt das Ostpreußische Landesmuseum Lüneburg eine Sonderausstellung

Lüneburg. Als "Hardenbergs Papagei" verspottet Napoleon die preußische Königin, die ihm 1807 zu Friedensverhandlungen in einem Tilsiter Bürgerhaus gegenüber tritt. Die preußische Armee ist nach den Niederlagen von Jena, Auerstedt und Friedland endgültig geschlagen, die französischen Truppen haben die Kontrolle übernommen. In einem weißen, mit Silberfäden durchwirkten Kreppkleid bittet Luise den französischen Herrscher um maßvolle Friedensbedingungen. Napoleon, stolzer Sieger, komplimentiert die Anmut und Schönheit der Monarchin, bleibt aber in der Sache hart und lässt sich keine Zugeständnisse abringen.

Das Gemälde von Rudolf Eichstädt, das die Szene in Tilsit wiedergibt, ist eines der Glanzstücke der Ausstellung "Königin Luise. Leben und Mythos", die anlässlich ihres 200. Todestages im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg gezeigt wird. "Eigentlich fand das Gespräch zwischen Luise und Napoleon unter vier Augen statt", erklärt Joachim Mähnert, Leiter des Ostpreußischen Landesmuseums. Dass der französische Diplomat Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord indem Gemälde am Fenster steht, sei lediglich ein Tribut an die damals herrschende Prüderie gewesen.

Bereits zu Lebzeiten war die Königin äußerst populär. Sie inspirierte Dichter wie Heinrich von Kleist und Novalis und war vermutlich eine der meist porträtierten Frauen ihrer Zeit. "Man kann Luise aus heutiger Sicht durchaus als Medienstar bezeichnen", sagt Joachim Mähnert, der die Ausstellung in Lüneburg kuratiert hat, "schließlich war der Kupferstich das Massenmedium des 19. Jahrhunderts."

Luise, die 1776 als Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Herzogin zu Mecklenburg, geboren wurde, galt als liebenswürdig, patent und bürgernah. Mit ihrem Mann, dem König Friedrich Wilhelm III. verband sie zeitlebens eine innige Liebe, die spielend gesellschaftliche Konventionen überwand. Das Ehepaar duzte sich, was zur damaligen Zeit sehr ungewöhnlich war. Im wahrsten Sinne des Wortes hat Luise dazu beigetragen, dass in Preußen alte Zöpfe abgeschnitten wurden. So bedankt sie sich in einem Brief an Friedrich Wilhelm gerührt für sein Opfer: Als Beweis seiner Liebe hatte er sich von seinem Zopf getrennt und ihn ihr mit einem Boten geschickt.

Zehn Kinder bekam das Paar, sieben davon erreichten das Erwachsenenalter. Für die damaligen Verhältnisse eine außerordentlich hohe Zahl. Trotz aller Privilegien zog es die Großfamilie vor, im Kronprinzenpalais zu leben, statt im repräsentativeren Stadtschloss zu residieren. Luise zeigte sich gern bei Ausflügen auf die Pfaueninsel und den Berliner Weihnachtsmarkt. Die Königin, die von sich behauptete, bei wichtigen Entscheidungen eher auf ihr Herz, als auf ihren Kopf zu hören, unterhielt Kontakte zu Intellektuellen wie Goethe und Reformorientierten wie Scharnhorst, Hardenberg, Stein und Gneisenau. Auch für den russischen Zar Alexander hegte Luise Begeisterung und unternahm ausgedehnte Reisen nach St. Petersburg.

Nach der militärischen Niederlage Preußens 1806 bei Jena und Auerstedt floh Luise mit ihren Kindern von Berlin über Stettin nach Königsberg. Dabei erkrankte sie lebensbedrohlich an Typhus, konnte aber von ihrem Leibarzt gerettet werden. Nur vier Jahre später, im Alter von 34 Jahren, stirbt die preußische Königin an einer Lungenentzündung. Im Land wird die Mär kolportiert, die Königin sei an einem gebrochenen Herzen gestorben.

Die Ausstellung im Ostpreußischen Landesmuseum präsentiert das Leben der deutschen Monarchin in acht thematischen Stationen. Dafür wurden viele Originalwerke der Stiftung Preußische Schlosser und Gärten Berlin-Brandenburg zur Verfügung gestellt. Außer Kupferstichen und Grafiken aus ihrer Jugendzeit wird auch ein Abguss der Totenmaske zu sehen sein. Der letzte Themenblock hinterfragt den Mythos Luise aus heutiger Perspektive. Anhand von Devotionalien wie historischen Prunktellern und Kaffeetassen werden Parallelen zur englischen Prinzessin Lady Diana gezogen. Beide Frauen galten als Mode-Ikonen, beide waren beliebt im Volk und zugleich Medienstars. Und sowohl Luise als auch Diana starben tragisch und sehr jung..

Die Ausstellung ist bis zum 17. Oktober, dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr zu sehen.